Zu viel Stickstoff und Phosphor: Schweizer Lebensräume sind stark belastet
Übermässige Stickstoff- und Phosphoreinträge in die Umwelt schädigen Biodiversität, Wälder und Gewässer in der Schweiz massiv, verstärken den Klimawandel und beeinträchtigen die Gesundheit der Menschen. Dies berichtet das Forum Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz in einem neuen Faktenblatt. Die Emissionen stammen primär aus der Landwirtschaft und dem Verkehr. Kaum eines der vom Bundesrat verabschiedeten Reduktionsziele wurde bisher erreicht.
Stickstoffemissionen verbreiten sich vor allem über die Luft. Viele Lebensräume der Schweiz sind in Folge der zu hohen Stickstoffeinträge überdüngt. Im schweizweiten Durchschnitt gelangt 3- bis 30-mal mehr Stickstoff über die Luft auf den Boden als unter natürlichen Bedingungen; an gewissen Standorten noch viel mehr. Verschmutzte Luft, belastetes Grundwasser, eintönige Lebensräume – die übermässigen Stickstoffeinträge sind eine der Hauptursachen für den Rückgang der Biodiversität in der Schweiz und führen zu externen Kosten von jährlich 860 bis 4’300 Millionen CHF. Phosphoreinträge in Gewässer wiederum erfolgen primär gelöst in Wasser oder an feste Bestandteile gebunden. In belasteten Seen besteht in der Tiefe nach wie vor Sauerstoffmangel, was die Fortpflanzung gewisser Fischarten verunmöglicht und die Gewässerqualität vieler Kleinseen ist beeinträchtigt.
Der Bundesrat hat sich seit den 90er Jahren wiederholt verschiedene Ziele zur Reduktion der Stickstoff- und Phosphorüberschüsse sowie der Stickstoffemissionen gesetzt. In der Landwirtschaft wurde keines der diesbezüglichen Umweltziele – mit Ausnahme der Phosphorziele in einigen Seen – und keines der entsprechenden aktuellen agrarpolitischen Etappenziele erreicht.
Um die Biodiversität, Waldfunktionen und Gewässerqualität zu erhalten, die menschliche Gesundheit zu schützen und den Klimawandel nicht weiter anzutreiben, müssen die Stickstoff- und Phosphorüberschüsse sowie -emissionen dringend deutlich reduziert werden, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und empfehlen verschiedene Handlungsansätze. Dazu gehören insbesondere die Anpassung der landwirtschaftlichen Produktionsintensität an die ökologische Tragfähigkeit des Standortes sowie die Förderung pflanzlicher gegenüber tierischer Nahrungsmittel sowohl beim Konsum als auch bei der Produktion. Dies, weil die landwirtschaftliche Tierhaltung der grösste Treiber von Stickstoffemissionen ist.
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