Die personalisierte Gesundheit zielt auf eine optimale medizinische Versorgung anhand von personenspezifisch erhobenen Daten ab. Dieses Webportal liefert Hintergrundinformationen zum Thema und zeigt mögliche Anwendungsgebiete und aktuelle Forschungsarbeiten auf.mehr

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Werden wir zu Prävention verpflichtet?

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Durch das Kombinieren von Gesundheitsdaten und vor allem durch die Resultate von genetischen Untersuchungen werden in Zukunft vermehrt Informationen zu Veranlagungen für Krankheiten vorhanden sein. Bei genetischen Krankheiten, die nur durch ein Gen bedingt werden, kann mit den Resultaten eines Gentests eine relativ gute Voraussage getroffen werden. Sind mehrere Gene involviert, so lässt sich je nach Krankheit ein Erkrankungsrisiko, berechnen. Bei mehr als 10 Genen ist eine Aussage kaum mehr möglich.

Was wird nun aber durch die Gesellschaft von einer Person, die ihr Krankheitsrisiko kennt, verlangt? Ist diese Person verpflichtet Präventionsmassnahmen zu ergreifen? Muss die Gesellschaft für entstehenden Kosten haften, wenn jemand im Wissen um ein Risiko keine Massnahmen ergreift? Diese Frage ist nicht per se neu, denn auch heute wissen Raucher von ihrem erhöhten Krebsrisiko, trotzdem haftet die Gesellschaft solidarisch.

Die TA-SWISS Studie zu personalisierter Gesundheit führt ausführlich aus, dass personalisierte Gesundheit zunehmend patientenorientiert ist. Die Patientin und der Patient hat Wissen zu ihrem, resp. seinem, Gesundheitszustand und wird vermehrt Verantwortung übernehmen müssen. Kann es jedoch die gesellschaftliche Erwartung sein, dass alle Personen diese Eigenverantwortung tragen? Es besteht das Risiko, dass Personen diskriminiert werden, die dies nicht können. Wichtig ist sicher, dass nicht nur die Selbstverantwortung zählt, sondern dass alle auch das Recht auf Selbstbestimmung haben. Das heisst, jede Person kann sein Leben auf Grund seiner Wertvorstellungen gestalten. Obwohl das das Schweizer Gesundheitswesen momentan auf einem ausgesprochenen Solidaritätssystem basiert, kann ein Spannungsfeld zwischen individueller Autonomie und Solidarität entstehen.

Juli 2019


Literatur

Eckhardt A et al (2014) Personalisierte Medizin. Studie des Zentrums für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS. Zürich: vdf Hochschulverlag. Link

Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (2019) Personalisierte Medizin, Grundlagen für die interprofessionelle Aus-, Weiter- und Fortbildung von Gesundheitsfachleuten. Swiss Academies Communications 16 (6) Link