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Neue Kenngrössen aus den Schweizer Klimaszenarien

Der Klimawandel hat nicht nur direkte Auswirkungen auf Messgrössen wie Temperatur oder Niederschlag, sondern auch auf verschiedene weitere Kenngrössen, die von Temperatur und Niederschlag abgeleitet werden können. Zu diesen sogenannten Klimaindikatoren gehören Hitzetage oder die Häufigkeit von Regentagen. Das bestehende Indikatorenset der Schweizer Klimaszenarien CH2018 wurde nun um elf weitere Indikatoren ergänzt. Die neuen Indikatoren stehen ab sofort für verschiedene Stationen im CH2018-Webatlas zur Verfügung.

Neue Kenngrössen aus den Schweizer Klimaszenarien
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Der Sommer dieses Jahres zeichnete sich durch markante Hitzewellen sowie durch sehr wenig Niederschlag aus. Er ordnet sich gut in den bereits beobachteten Trend zu vermehrten Hitzetagen sowie trockeneren Sommern ein. Dieser Trend wird sich auch in Zukunft mit jedem Grad globaler Erwärmung fortsetzen. Die Schweizer Klimaszenarien CH2018 zeigen, dass in der Schweiz in Zukunft mit deutlich mehr Hitzetagen und auch mit einer Zunahme der Sommertrockenheit zu rechnen ist.

Weitere Indikatoren im CH2018-Webatlas

Der Klimawandel hat aber auch Einfluss auf viele weitere Grössen. Um die Auswirkungen auf verschiedene Sektoren besser abschätzen zu können, wurden die bestehenden Datensätze in CH2018 um elf weitere Klimaindikatoren ergänzt. Diese Indikatoren wurden sorgfältig auf ihre Gültigkeit geprüft, analysiert und in einer wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht (Tschurr et al, 2020 ). Nun wurden die Indikatoren für viele Stationen in der ganzen Schweiz aufbereitet und stehen auf dem CH2018-Webatlas unter dem Produkt «Indikatoren an Stationen» zur Verfügung. Da es unterschiedliche Definitionen der Indikatoren gibt und um Verwechslungen zu vermeiden, wurden zusätzlich alle im Rahmen von CH2018 verwendeten Indikatoren und deren Definitionen in einer Übersicht dokumentiert.

Indikatoren für unterschiedliche Sektoren

Die Klimaindikatoren sind für verschiedene Sektoren von Interesse. Zum Beispiel können die Indikatoren Wachstumsgradtage, Dauer der Vegetationsperiode oder die tägliche Temperaturamplitude unter anderem für die Landwirtschaft von Interesse sein, da sie Rückschlüsse auf die Auswirkungen des Klimawandels auf Kulturpflanzen zulassen. Das Bauwesen und der Energiesektor sind an den Kühl- und Heizgradtagen interessiert, da daraus direkt auf den künftigen Energieverbrauch für Heizung und Kühlsysteme geschlossen werden kann. Zu guter Letzt gibt es weitere Hitze- und Kälteindikatoren, die z.B. für das Gesundheitswesen von Bedeutung sein können.

Neu sind folgende zusätzliche Indikatoren verfügbar:

  • Kühlgradtage
  • Heizgradtage
  • Frostgradtage
  • Schmelzgradtage
  • Wachstumsgradtage
  • Tägliche Temperaturamplitude
  • Dauer der Vegetationsperiode
  • Anzahl Kälteperioden
  • Anzahl Hitzeperioden
  • Mittlere längste Hitzeperiode
  • Mittlere maximale Temperatur über 14 Tage

Häufigere, längere und intensivere Hitzeperioden

Hohe Temperaturen über längere Zeit stellen viele Bereiche vor Herausforderungen. Einerseits reagieren wir Menschen (Gesundheit, Arbeitsleistung, etc.) aber auch Tiere, Pflanzen und Ökosysteme sensibel auf Hitze. Andererseits kann auch unsere Infrastruktur von Hitze betroffen sein. Längere Hitzeperioden haben also vielfältige Auswirkungen.

Die Klimaszenarien zeigen, dass ausgeprägte Hitzeperioden häufiger, länger und auch intensiver werden. In einem Szenario ohne Klimaschutz sind stärkere Veränderungen zu erwarten als in einem Szenario mit Klimaschutz.

Als Beispiel dient hierzu die mittlere maximale Temperatur über 14 Tage an der Station Zürich / Fluntern (also etwas ausserhalb der Innenstadt). Bei diesem Indikator werden die täglichen Temperaturmaxima pro Station über 14 Tage gemittelt, das maximale 14-Tages-Mittel für jedes Jahr extrahiert und anschliessend der Mittelwert dieser Jahresmaxima über eine 30-jährige Periode berechnet. In der Referenzperiode der Klimaszenarien (1981-2010) liegt dieser Wert für die Station Zürich / Fluntern bei 27.7°C. Ende dieses Jahrhunderts steigt der Wert im Mittel auf 28.8°C (mit Klimaschutz) respektive 32.4°C (ohne Klimaschutz). Da es sich hier um 30-jährige Mittelwerte handelt, können Einzeljahre deutlich stärker oder schwächer ausfallen.

Vegetationsperiode wird länger ausfallen

Mit dem Klimawandel wird auch die Dauer der Vegetationsperiode länger. Dieser Indikator ist definiert als die Anzahl Tage die zwischen dem ersten Auftreten einer 6-Tagesperiode mit Tagesmitteltemperaturen über 5 °C und dem ersten Auftreten einer 6-Tagesperiode mit Tagesmitteltemperaturen unter 5 °C nach dem 1. Juli des Jahres liegen. Für die Station Payerne im Mittelland bedeutet dies, dass die Vegetationsperiode gegen Ende des Jahrhunderts in einem Szenario mit Klimaschutz im Schnitt rund 19 Tage länger ausfallen wird. Ohne Klimaschutz verlängert sich die Vegetationsperiode gar um rund 65 Tage. Eine verlängerte Vegetationsperiode kann durchaus eine Chance für die Landwirtschaft bedeuten. Gerade höher gelegene Regionen in der Schweiz haben heute relativ kurze Vegetationsperioden und könnten diesbezüglich durch den Klimawandel sogar profitieren. Auch wärmeliebende Kulturpflanzen wie Mais oder Sojabohnen könnten vermehrt angebaut werden. Neben dieser möglichen Chance birgt der Klimawandel einige Risiken für die Landwirtschaft. Insbesondere Sommertrockenheit wird den Kulturen zu schaffen machen und der Bewässerungsbedarf wird steigen. Auch Spätfrost, extreme Hitze sowie eine verkürzte Wintersaison können sich potentiell schädlich auswirken.

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