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Bild: Manu Friedrich

Kosten der Koexistenz von Bio- und gentechfreier konventioneller Landwirtschaft mit dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen

In den USA werden seit 20 Jahren GV Pflanzen kommerziell angebaut. Daneben haben sich aber auch Märkte für GVO-freie Produkte etabliert, die nach Bio-Richtlinie oder konventionell angebaut werden. Das amerikanische Amt für Landwirtschaft USDA hat untersucht, welche Massnahmen für die Koexistenz der verschiedenen Anbausysteme getroffen werden, welche Kosten durch die Vermischung mit GVO entstehen und wo Handlungsbedarf besteht.

Getreideähren
Bild: Plattform Biologie

Seit dem ersten kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten (GV) Pflanzen in den USA vor 20 Jahren ist ihr Anteil kontinuierlich gestiegen. Gleichzeitig ist aber auch der Markt für Bio-Produkte gewachsen und ein neuer Markt für konventionell produzierte, GVO-freie Produkte hat sich etabliert. Für diese Märkte ist die unbeabsichtigte Vermischung mit GVO ein Problem. Zwar gab es zwischen 2011-2014 nur 87 Fälle, in denen Biolandwirten Kosten durch Vermischung entstanden sind, allerdings hat sich die Zahl der Fälle in jedem Jahr erhöht. Insgesamt verursachte Vermischung in dieser Periode Kosten von $6.1 Mio., darin nicht enthalten sind Kosten für Koexistenzmassnahmen und Tests. In Anbetracht des Gesamtwerts der in den USA produzierten landwirtschaftlichen Produkten von $395 Mia. ist dieser Betrag sehr gering.

Da sich die konventionell produzierenden Landwirte keine Grenzwerte bei GVO-freien Produkten auferlegen, entstehen für sie keine Kosten durch Vermischung. Offiziell existiert in den USA auch kein Schwellenwert für Vermischung von Bioprodukten mit GVO. Allerdings werden solche Grenzwerte vertraglich zwischen den Bauern und den Abnehmern festgehalten. Bei Überschreitungen können die Biobauern deshalb keine Entschädigung einfordern, sondern müssen die Verluste selber tragen. Da der Flächenanteil unter Bioproduktion in den USA nur 1.4% beträgt, sind die Kosten für die Branche beträchtlich.

In den letzten Jahren wurden in zusätzlichen Kulturen GV Sorten zugelassen, darunter Früchte- und Gemüsesorten. In den Hauptkulturen ist der Anteil an GV Pflanzen sehr hoch und die Bio-Produktion gering. Beispielsweise beträgt der Flächenanteil von GV Pflanzen bei Mais und Soja über 90%, während weniger als 0.3 nach Bio-Richtlinien angebaut werden. Bei Früchten und Gemüsen ist ist der Anteil an Bioflächen hingegen deutlich höher. Entsprechend dürfte durch den vermehrten Anbau von GV Früchten und Gemüsen die Koexistenz in Zukunft zusätzlich erschwert werden.

Handlungsbedarf ortet das USDA bei Massnahmen zur Koexistenz bei Transport und Verarbeitung von Getreide und Ölsaaten, sowie bei der Abschätzung der dadurch verursachten Kosten. Auch Kosten und Wirksamkeit der verschiedenen Massnahmen zur Koexistenz sowie die Auswirkungen alternativer Strategien auf Produzenten und Konsumenten müssen noch genauer unter die Lupe genommen werden. Letztlich bestehen Lücken in der Datenerfassung. Zahlen werden nicht für alle Kulturen und Gebiete erfasst, und die Erhebung erfolgt nicht einheitlich.

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