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Bild: Manu Friedrich

Gutachten zum Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft

Die Wissenschaftlichen Beiräte für Agrar- und Waldpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium Deutschlands haben ein Gutachten veröffentlicht. Sie fordern eindringlich, unverzüglich mit der Umsetzung ambitionierter Klimaziele zu beginnen.

Ernährung (Symbolbild)
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Um zu verhindern, dass die globale Erwärmung so stark ansteigt, dass die Auswirkungen auf Öko- systeme und die Gesellschaft unabsehbare negative Folgen entfalten, sind einschneidende Reduzierungen der weltweiten Emissionen von Treibhausgasen (THG) erforderlich. Künftig wird es darum gehen, für alle relevanten Sektoren kostengünstige Emissionsminderungs- oder Kohlenstofffestlegungsstrategien zu entwickeln, frühzeitig die Wei- chen für Strukturanpassungen und neue Technologien zu stellen und klimaschutzpolitische Fehl- investitionen zu vermeiden. Dies schließt die Landwirtschaft und den Konsum von Lebensmitteln sowie die Forstwirtschaft und Holzverwendung ein.

Die wichtigsten Empfehlungen im Bereich Landwirtschaft

Die Landwirtschaft produziert auf dem Großteil der Anbaufläche Lebensmittel und damit Produk- te, die nur eingeschränkt substituierbar sind. Die THG-Emissionen der Landwirtschaft sind daher auch in Relation zur jeweiligen Produktionsleistung zu bewerten.14 Unter den günstigen klimati- schen Produktionsbedingungen in Deutschland und bei gleichzeitig weltweit absehbar knapper werdenden landwirtschaftlichen Flächen ist eine flächendeckende Verringerung der Produktions- intensität nicht zu empfehlen. Aussagekräftiger als die THG-Emissionen pro Flächeneinheit sind die THG-Emissionen je Produkteinheit.

In der Diskussion um Minderungsmaßnahmen in der Landwirtschaft werden häufig auch die Maßnahmen Biokraftstoffproduktion, Ausdehnung des ökologischen Landbaus und Substitution von importierten Sojafuttermitteln durch im Inland erzeugte Körnerleguminosen vorgeschlagen. Auf Basis der derzeit verfügbaren Analysen sehen die Beiräte in diesen Maßnahmen keinen ein- deutigen Beitrag zum Klimaschutz.

Die wichtigsten Empfehlungen im Bereich des Konsums von Lebensmitteln

Ein wirksamer Klimaschutz erfordert auch merkliche THG-Minderungen im Bereich des Lebens- mittelkonsums. Hierfür bestehen Potenziale, auch wenn Lebensmittelkonsum ein existenzielles Grundbedürfnis ist. Im Vordergrund des ernährungsbezogenen Klimaschutzes steht daher nicht die Verringerung des Pro-Kopf-Verbrauchs, sondern die Verlagerung des Konsums auf klima- freundlichere Lebensmittel. Anders als vielfach vorgeschlagen, sehen die Beiräte aufgrund des derzeitigen Wissenstands im Konsum von Ökoprodukten sowie von frisch zubereiteten und von in der Region erzeugten Lebensmitteln keinen eindeutigen bzw. generellen Beitrag zum Klimaschutz (wohl aber im Verzicht auf Flugware).

Die wichtigsten Empfehlungen im Bereich Forstwirtschaft und Holzverwendung

Anders als die Landwirtschaft tritt die Forstwirtschaft insgesamt nicht als Verursacher von Treib- hausgasen in Erscheinung. Ohne die Speicherung von Kohlenstoff in Wäldern und Holzprodukten und deren Substitutionsleistung wären gegenwärtig die THG-Emissionen in Deutschland um mehr als 14 % höher. Aufgrund einer Reihe von gegenwärtigen Entwicklungen in der Baumartenzu- sammensetzung und Altersstruktur, dem Schädlings- und Pathogenregime sowie der Nutzungsin- tensität und dem Verhalten von Waldbesitzern könnte die Mitigationsleistung durch Forstwirt- schaft und Holzverwendung in Zukunft allerdings deutlich abnehmen.

Die Maßnahmen im Forst- und im Holzsektor sind miteinander verknüpft und können in positiver und negativer Wechselwirkung miteinander stehen. Die hier vorgestellten Maßnahmen betrach- ten das Gesamtsystem aus Waldbewirtschaftung und Holzverwendung. Die vorgeschlagenen Maßnahmen fokussieren hauptsächlich auf solche politischen Instrumente, die Anreize für Wald- besitzer darstellen, ihre Bewirtschaftung zur Erhöhung der Klimaschutzleistung entsprechend auszurichten.

Klimaschutz verstärken und Potenziale nutzen

Abschließend betonen die Beiräte: Ambitionierte Klimaziele sind notwendig. Damit diese erreicht werden können, müssen Land-, Forst- und Holzwirtschaft (incl. Holzverwendung) sowie die Kon- sumenten von Lebensmitteln stärker als bisher zum Klimaschutz beitragen. Dass hierfür ein gro- ßes Potenzial besteht, wird in diesem Gutachten aufgezeigt. Die notwendige Transformation zu einer sog. kohlenstoffarmen Wirtschaft wird Jahrzehnte beanspruchen und sollte daher als lang- fristiger Lern- und Anpassungsprozess aufgefasst werden. Gerade weil einige vom Minderungspo- tenzial her gewichtige Klimaschutzmaßnahmen lange Zeit benötigen, um ihre volle Wirkung zu entfalten, ist es dringend geboten, zügig mit der Umsetzung zu beginnen.

Auszüge aus: Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz und Wissenschaftlicher Beirat Waldpolitik beim BMEL (2016): Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwendung. Gutachten. Berlin

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