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Neues Buch beleuchtet die Anfänge von MeteoSchweiz

Seit mehr als einem Jahrhundert wird die Atmosphäre systematisch beobachtet und erforscht. Besonders wichtig für die moderne Meteorologie und Klimatologie war der Aufbau nationaler Institutionen. Das soeben erschienene Buch von Franziska Hupfer führt durch die Entstehungsgeschichte von MeteoSchweiz und zeigt, wie eng Wissenschaft und Politik zusammenhängen.

Buch «Das Wetter der Nation»
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Franziska Hupfer hat als Doktorandin zur Geschichte der Meteorologie und Klimatologie geforscht. „Das Wetter der Nation“, so der Titel ihres Buches, steht für ein ambitioniertes Projekt des 19. Jahrhunderts: die Beobachtung von Wetter und Klima auf dem gesamten Territorium der Schweiz.

Organisiert wurde dies von der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft, der heutigen SCNAT, die 1863 eine „Meteorologische Zentralanstalt“ einrichtete. Sie erhielt dafür Subventionen des Bundes. Und vor allem konnte sie auf den Einsatz vieler Freiwilliger zählen, die sich zum Teil mehrere Jahrzehnte lang engagierten. Die Beobachter an rund 80 Stationen erfassten zu drei fixen Zeiten täglich Temperatur, Luftdruck, Niederschlag und einige weitere Parameter. Nach einigen Jahren unter der Leitung der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft übernahm der Bund 1881 die Meteorologische Zentralanstalt (heute MeteoSchweiz). Die Grundlage für einen amtlichen Wetter- und Klimadienst ist in der Schweiz also von einer privaten Organisation geschaffen worden.

Unter dem Einfluss der Nationenbildung

Im Zentrum des Buchs von Franziska Hupfer steht die Frage, warum das systematische Beobachten des Wetters zu einer staatlichen Aufgabe geworden ist. Die Autorin zeigt auf, dass die nationalstaatliche Politik die Meteorologie und Klimatologie in vielerlei Hinsicht beeinflusst hat. Dabei bildeten der Aufbau nationaler Strukturen und internationale Zusammenarbeit keinen Widerspruch. Im Gegenteil: Einheitlichkeit auf nationaler Ebene herzustellen galt als unentbehrlicher Schritt, um dem Ziel globaler Standards näherzukommen.

Umstrittene, aber politisch erwünschte Wetterprognosen

Entscheidend für die Etablierung der Schweizerischen Meteorologischen Zentralanstalt war, dass ihre Tätigkeit als relevant für die wissenschaftliche Forschung einerseits und für praktische Anwendungen andererseits wahrgenommen wurde. Durch diese doppelte Orientierung kam es wiederholt zu Konflikten, insbesondere als die Zentralanstalt 1880 Wetterprognosen einführte. Diese waren umstritten, weil ihnen eine solide wissenschaftliche Basis fehlte. Doch die Befürworter argumentierten, Wetterprognosen seien ein grosses Bedürfnis der Landwirtschaft und anderer wetterabhängiger Branchen. Der Schweizer Bundesrat unterstützte dieses Anliegen, was ausschlaggebend dafür war, dass sich die Befürworter schliesslich durchsetzen konnten.

Die neue Darstellung der aktuellen und zukünftigen Lage veränderte die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Wetter grundlegend. Ebenso bedeutsam war die Entwicklung hin zu einem quantitativen Klimaverständnis – eine Konsequenz der formalisierten und standardisierten Erfassung des Wetters. Dabei wurde die nationale Rahmung mehr und mehr zum Normalfall, sowohl bei den täglichen Wetterberichten in Form einer schweizweiten Lagebesprechung als auch bei Klimadarstellungen, die das Territorium der Schweiz als natürlich zusammengehörender Raum präsentierten. Diese Verbindungen von Wetter und Nation prägen die Datenerhebung, die Forschungspraxis und unseren gesellschaftlichen Umgang mit der Natur bis heute.

Die Arbeit wurde unter anderem von der SCNAT und dem Schweizerischen Nationalfonds unterstützt.

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