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Schweizer Gymnasiastinnen und Gymnasiasten experimentieren am CERN

Auf Tuchfühlung mit der Teilchenphysik

Premiere am Europäischen Forschungszentrum für Teilchenphysik (CERN) in Genf-Meyrin: 24 Jugendliche und junge Erwachsene aus allen Landesteilen der Schweiz lernten im Oktober während zwei Wochen das CERN kennen und führten vor Ort Experimente durch. Das ‹Swiss High-School Students Internship Programme 2021› (HSSIP) fördert den Nachwuchs an Forscherinnen und Forschern in der Teilchenphysik.

Unter fachkundiger Anleitung lernten die Teilnehmenden des HSSIP-Praktikums die verschiedenen Experiente des CERN in Genf-Meyrin kennen.
Bild: Andrej Maraffio

Schon vor einigen Jahren hat das CERN das ‹High-School Students Internship Programme› (HSSIP) ins Leben gerufen. Seither können jedes Jahr fünf der 23 CERN-Mitgliedsstaaten zwei Dutzend Jugendliche nach Genf-Meyrin schicken. Dort erhalten diese einen Einblick in die internationale Teilchenphysikforschung und können selber Experimente zu Fragestellungen des CERN durchführen. Im vierten Durchgang des HSSIP-Programms war nun erstmals die Schweiz an der Reihe: In den zwei letzten Oktoberwochen fanden 24 Personen zwischen 17 und 21 Jahren aus der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin den Weg ans CERN.

70 Bewerbungen

Das erste Schweizer HSSIP-Programm hätte schon ein Jahr früher, im Herbst 2020 stattfinden sollen. Bereits Anfang 2020 hatten sich 70 Jugendliche mit einem Motivationsschreiben und einer Video-Selbstpräsentation beworben, und eine Jury hatte 24 von ihnen für das Programm ausgewählt. Doch dann kam die Corona-Pandemie und machten den Teilnehmenden und den Organisatoren einen dicken Strich durch die Rechnung. Das Praktikum musste verschoben werden, erst auf Frühling 2021, dann auf Herbst 2021.

Nun hat es geklappt. Die 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten in der ersten Woche ihres Aufenthalts verschiedene Experimente und Ausstellungen des CERN besichtigen. In der zweiten Woche führten sie jeweils zu zweit ein Experiment durch, dies unter kundiger Anleitung eines CERN-Mitarbeitenden mit Bezug zur Schweiz. Mit dabei waren ferner vier Begleitpersonen, die den Jugendlichen in der weitläufigen Forschungseinrichtung an der schweizerisch-französischen Grenze zur Seite standen.

Hochmotivierte Jugendliche

Das HSSIP Programm wird vom CERN organisiert in Zusammenarbeit mit einem nationalen Team. Das Schweizer Kernteam bestand aus fünf Personen. Dazu gehörte Katharina Müller, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Schweizer Teilchenphysik-Dachorganisation CHIPP (Swiss Institute of Particle Physics), unterstützt von Hans-Peter Beck, Präsident der Schweizerischen Physikalischen Gesellschaft. Mit im Organisationsteam waren ferner die beiden CERN-Mitarbeiter Jörg Wenninger und Massimiliano Ferro-Luzzi und Andreas Müller von der Uni Genf, der nationale Koordinator des ‹CERN Teacher Programme›. «Über das Netzwerk von CHIPP haben wir Gymnasiallehrkräfte in der ganzen Schweiz angeschrieben und konnten so eine hochmotivierte Gruppe von Jugendlichen für das Praktikum gewinnen», berichtet Hans Peter Beck, selber CERN-Forscher und Physikdozent an den Universitäten Bern und Fribourg.

Das Praktikum ermöglicht den teilnehmenden Jugendlichen einen einmaligen Einblick in eine der grössten Forschungseinrichtungen weltweit. Es hilft den Teilnehmenden aber auch bei ihrer Studienwahl. «Mit dem HSSIP-Programm will das CERN den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern und Multiplikatoren heranziehen, die in der Gesellschaft für die Teilchenphysik werben, aber auch für die Bedeutung der Grundlagenforschung insgesamt», sagt Katharina Müller, Wissenschaftlerin an der Universität Zürich. Diese Anstrengung ist auch deshalb von Bedeutung, weil Studienabgänger naturwissenschaftlicher Disziplinen heute Angebote aus der Industrie erhalten, die bezüglich Gehalt und Arbeitszeiten oft deutlich attraktiver sind als eine akademische Forscherkarriere.

Frauen glänzen mit ihren Bewerbungen

Auffällig am Schweizer HSSIP-Programm war, dass die weiblichen Teilnehmer in der Mehrzahl waren. «Wir haben bei der Auswahl keine Frauenförderung betreiben, die Frauen haben einfach bessere Bewerbung eingereicht», sagt dazu Katharina Müller. Wie lange das HSSIP-Programm weitergeführt wird und wann die Schweiz wieder Gelegenheit haben wird, Schülerinnen und Schülern einen Aufenthalt am CERN zu ermöglichen, steht zur Zeit noch nicht fest.

Autor: Benedikt Vogel

(Hinweis) Was ausgewählte Jugendliche im HSSIP-Programm erforscht haben und wie das Praktikum bei ihnen angekommen ist, erfahren Sie im nachfolgenden Video.

In Zweiergruppen führten die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten selber ein Experiment durch, das einen direkten Bezug zum CERN hat.
In Zweiergruppen führten die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten selber ein Experiment durch, das einen direkten Bezug zum CERN hat.Bild: Andrej Maraffio
High School Students (HSSIP) at CERN

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