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Nobelpreis in Chemie: DNA Reparaturmechanismen verstehen um Krebs zu besiegen

The cells’ toolbox for DNA repair

Drei Erbgut-Forscher sind heute durch den Nobelpreis ausgezeichnet worden. Das Verhalten der Zellen bei fehlerhafter Teilung oder Verletzung durch externe Faktoren (z.B. UV-Licht, Tabakkonsum) kann zu Krebs oder Zelltod führen. Das Verständnis dieser Mechanismen ermöglicht das Entwickeln neuer Krebswirkstoffe und besserer Behandlungen.

DNA Helix Gen

Herr Prof. Christian Leumann, heute wurde der Nobelpreis für Chemie an drei Forscher vergeben, deren Forschungsergebnisse für die Entwicklung künftiger Krebsmedikamente von grosser Bedeutung sind. Welche neuen Erkenntnisse wurden durch den Nobelpreis geehrt? Haben diese bereits zur Entwicklung besserer Krebsmedikamente geführt?

Mit dem Nobelpreis wurden drei Forscher geehrt, die wesentlich zum Verständnis der DNA Reparatur beigetragen haben. Die DNA enthält den detaillierten Bauplan jeder Zelle und damit jedes Lebewesens. Deshalb ist es verständlich, dass jede einzelne Zelle über einen besonders guten Schutz gegen Fehler im Bauplan verfügt, denn solche Fehler führen häufig zu Krebs oder zum Zelltod. Die Aufklärung der Reparaturmechanismen hat es zum Beispiel ermöglicht, dass man heute die bis vor kurzem unbekannte Resistenzbildung gegen bekannte Krebswirkstoffe wie cis-Platin im Detail versteht und damit eine Basis hat, um in Zukunft verbesserte Wirkstoffe herzustellen. Einige dieser neue Wirkstoffe befinden sich heute schon in klinischen Tests.

Hat die Schweiz zu diesem wissenschaftlichen Fortschritt beigetragen? Inwieweit?

DNA Reparatur spielt eine so zentrale Rolle bei der Entstehung von Krebs, dass heute kein Forschungsinstitut, egal ob an der Hochschule oder in der Industrie, darum herumkommt die DNA Reparaturmechanismen im Detail zu kennen und sie als Basis für die Entwicklung von neuen Krebstherapien zu nutzen. Auch die Schweizer Forschung hat zum Verständnis der wichtigsten Reparaturmechanismen beigetragen und nutzt dieses Wissen nun zur Entwicklung neuer potentieller Krebsmedikamente. Beispiele dazu finden sich an praktisch jeder Schweizer Hochschule.

Ist Forschungsbedarf in diesem Bereich weiterhin nötig? Warum?

Auch auf diesem Gebiet ist weiterhin Forschungsbedarf vorhanden. Dabei geht es nun weniger darum die Grundprinzipien der DNA Reparatur zu verstehen, sondern mehr über die Funktion der einzelnen beteiligten Proteine zu verstehen und zu prüfen, ob sie als Ziel für zukünftige verbesserte Krebstherapien taugen.

Christian Leumann ist seit 1993 als ordentlicher Professor für bioorganische Chemie am Departement für Chemie und Biochemie der Universität Bern tätig. Zwischen 1995 und 2002 hat er sich im Bereich der Chemie bei der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) engagiert. Zwischen 2003 und 2006 war er Direktor des Departements für Chemie und Biochemie. Seit 2011 ist er Vizerektor. Von 2000 bis 2009 war er Mitglied des Forschungsrats, seit 2011 gehört er dem Stiftungsrat und dem Stiftungsratsausschuss des Nationalfonds an. Spätestens im Sommer 2017 wird er die Nachfolge von Martin Täuber als Rektor der Universität Bern antreten.

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