Tierversuche, darf man das? Im Webportal geben Forscherinnen und Forscher der Gesellschaft für Versuchstierkunde Antworten aus ihrer Sicht auf häufig gestellte Fragen.

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Müssen Tiere in Versuchen immer leiden?

Ratten betäubt
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Nein, die Mehrheit der Tierversuche belastet die Tiere gemäss Statistik nicht oder wenig. Es hängt von der Fragestellung und den eingesetzten Methoden ab, ob ein Tier in einem Versuch belastet wird oder nicht. Es gibt viele Versuche, in denen die Tiere nicht leiden oder sich Haltung und Umgang nicht von derjenigen ausserhalb eines Versuches unterscheiden.

Die meisten Fütterungsversuche (d.h. Test eines Futtermittels für Tiere) beispielsweise sind für die Tiere nicht belastend. Trotzdem benötigen die versuchsdurchführenden Personen dafür eine Bewilligung der zuständigen Behörde. Wenn eine verbesserte Röntgenmethode bei zu behandelnden Tieren eines Tierspitals wissenschaftlich untersucht wird, und diese Tiere für die Diagnose sowieso geröngt werden müssten, stellt das zwar einen Tierversuch dar, der bewilligt werden muss, aber das Tier wird dadurch nicht zusätzlich belastet.

Natürlich werden auch belastende Versuche in der Schweiz durchgeführt, in denen Tiere leiden können. Die sind etwa notwendig, um die Giftigkeit eines Wirkstoffs abzuschätzen und das Risiko für Menschen so klein wie möglich zu halten oder wenn bestimmte Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Tumore im Tier untersucht werden.

Manche Fragestellungen erfordern also, dass Tiere gezielt krank gemacht werden. Im Tierversuch ist es zum Beispiel möglich, eine Krankheit nur in geringem Masse auszulösen, um die Wirkung eines Medikaments zu beurteilen. Bei der Erforschung eines Krebsmedikamentes reicht es oft, wenn gezeigt werden kann, dass es den Tumor in seiner Entwicklung hemmen kann. Hier helfen bildgebende Verfahren, um schon kleinste Veränderungen, wie Tumore oder Metastasen zu erkennen und den Versuch dann früh zu beenden, bevor die Tiere zu stark leiden.

Jede Forscherin und jeder Forscher muss sich bereits bei der Planung des Versuches überlegen, wann der Versuch abgebrochen und wie er gemacht werden muss, damit die Tiere so wenig wie möglich leiden. Diese Abwägungen werden bei der Erteilung einer Bewilligung durch die zuständigen Behörden berücksichtigt.

Wie oft werden in der Schweiz belastende Tierversuche durchgeführt?

Der Anteil der Tierversuche in der Schweiz, der als belastend oder als schwer belastend eingestuft wird, schwankt von Jahr zu Jahr. Meistens sind etwa ein Viertel aller Versuche belastend; etwa drei Prozent aller Tiere, an denen Tierversuche durchgeführt werden, sind einer schweren Belastung ausgesetzt. Die meisten dieser Versuche werden an Mäusen oder Ratten durchgeführt. Das Bundesamt für Veterinärwesen publiziert detaillierte Informationen über die bewilligten Tierversuche in der Tierversuchsstatistik.

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