Tierversuche, darf man das? Im Webportal geben Forscherinnen und Forscher der Gesellschaft für Versuchstierkunde Antworten aus ihrer Sicht auf häufig gestellte Fragen.

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Wieviele Tierversuche werden durchgeführt?

Gibt es heute weniger Tierversuche als früher?

Im Vergleich zu den 1990er Jahren ist der Zahl der Tiere, die heute für Tierversuche verwendet werden, viel geringer (mehr dazu unter Statistik der Tierversuche). Nach wie vor können nicht alle Tierversuche ersetzt werden, doch es werden immer mehr Alternativmethoden entwickelt. Die Anzahl von Bewilligungen steigt zwar an, da in der Schweiz allgemein mehr Forschung betrieben wird; gleichzeitig werden jedoch pro Bewilligung weniger Tiere verwendet. Rund zwei Drittel der Tierversuche werden für die Grundlagenforschung bewilligt.

Die 3R-Prinzipien zeigen Wirkung: Die Anzahl Tiere in Tierversuchen hat stark abgenommen
Die 3R-Prinzipien zeigen Wirkung: Die Anzahl Tiere in Tierversuchen hat stark abgenommenBild: BLV/OSAV/FSVO

Wird die Zahl der Tierversuche in den nächsten Jahren sinken?

Nein, weil die Forschung nicht ohne den Einsatz von Tieren auskommt. So wie es aussieht, wird sich auch in Zukunft nichts daran ändern.

Alternativmethoden, welche heute schon bestehen und verlässliche Resultate liefern, müssen jetzt schon zwingend angewandt werden; zusätzlich werden immer neue Methoden entwickelt. Es gibt jedoch wissenschaftliche Fragen, die so komplex sind, dass Tierversuche – unter Einhaltung des 3R-Prinzips – nötig sind. Die Anzahl der Tiere, an denen Versuche durchgeführt werden, wird möglicherweise sogar noch etwas steigen, da einerseits mehr Forschung betrieben wird und andererseits mit neuen Versuchsmethoden wie zum Beispiel genetisch veränderten Tieren erstmals bestimmte Fragen untersucht werden können. Veränderungen in der Datenerhebung führten in den letzten Jahren teilweise zu einer Erhöhung der Tierversuchszahlen in der jährlichen Statistik. Bis vor einiger Zeit wurden etwa die Beobachtung von Wildvögeln mit Minisendern oder das Einfangen von Fischen und Kaulquappen zur Markierung und Beprobung (Hautabstrich) nicht als Tierversuch gezählt. Diese Wildtierstudien dienen dem Naturschutz und klären z.B. wieviele Wassertiere in einem bestimmten Gewässer leben. Diese Projekte zählen neu als Tierversuch und die Daten fliessen nun in die Tierversuchsstatistik ein. Das führte in einigen Kantonen zu einem sprunghaften Anstieg der Zahlen. Zusätzlich fordern in bestimmten Bereichen wie z.B. bei Sicherheitstest immer noch gesetzliche Vorgaben zwingend den Einsatz von Tierversuchen. Das gilt in der Medikamentenentwicklung wie auch in der Ökotoxikologie. Es ist also derzeit nicht absehbar, dass die Zahl der Tierversuche in den nächsten Jahren sinken wird.