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„Wir sehen nicht das ganze Bild“

Prof. Laura Baudis spricht über Dunkle Materie am TEDxCERN-Event 2016

Laura Baudis, Professorin für Teilchenphysik an der Universität Zürich, hat kürzlich am TEDxCERN-Event in Genf über die extrem schwierige Suche nach Dunkler Materie gesprochen. Sie gibt in dem Talk, der als Video-Aufzeichnung verfügbar ist, einen gut verständlichen Einblick in eines der 'heissesten' Themen der aktuellen Teilchenphysik-Forschung.

Prof. Laura Baudis (Uni. Zürich) beim TEDxCERN event 2016

„Wir wissen heute, dass das, was wir sehen, nicht das ganze Bild ist.“ Mit dieser Feststellung eröffnete die Teilchenphysikerin Laura Baudis am 5. November ihre Präsentation am TEDxCERN-Event, einem Reigen aus Vorträgen von hochkarätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, der in diesem Jahr bereits zum vierten Mal am Europäischen Labor für Teilchenphysik (CERN) in Meyrin bei Genf stattfand.

Fritz Zwickys Fund

Laura Baudis war einer von zwölf 'speakern'. Während Sie ihren Vortrag eröffnete, war hinter ihr auf der Bühne des CERN-Auditoriums ein verstörend schönes Bild unserer Milchstrasse zu sehen. So hell auch die Sterne funkelten – die Aufnahme zeigt eben „nicht das ganze Bild“, wie Baudis feststellte. Denn das Universum besteht nicht nur aus der für uns Menschen sichtbaren Materie. Die moderne Physik geht vielmehr davon aus, dass 85% der im Universum vorhandenen Materie für das Auge unsichtbar sind.

Der schweizerisch-amerikanische Physiker Fritz Zwicky, der dieser für uns unsichtbaren Form von Materie in den 1930er Jahren als erster auf die Spur kam, nannte diese Dunkle Materie. Viel haben Physiker seither über die Natur dieser Dunklen Materie nachgedacht. Bisher ohne durchschlagenden Erfolg, wie Laura Baudis feststellte: „Auch 80 Jahre nach Fritz Zwickys Entdeckung wissen wir noch immer nicht, was Dunkle Materie ist.“

Schwierige Suche

Das soll sich nun ändern dank eines grossen Experiments in den italienischen Alpen, an dem Laura Baudis massgeblich mitwirkt und das sie in ihrem TEDxCERN-Talk vorstellte: das XENON-Experiment am Gran Sasso Untergrundlabor. Dort wollen die beteiligten Physikerinnen und Physiker den Teilchen auf die Spur kommen, aus denen Dunkle Materie zusammengesetzt ist. Teilchen, die bisher erst als theoretische Konzepte bestehen und den Namen WIMPs (für: weakly interacting massive particles; also Teilchen, die mit der uns bekannten Materie nur sehr schwach wechselwirken) tragen.

Laura Baudis streckte während ihres Vortrags eine Handfläche in die Luft. 10 Millionen WIMPs durchqueren pro Sekunde eine Hand, haben Physiker berechnet. Doch es ist ungeheuer schwierig, auch nur wenige dieser WIMPs aufzuspüren. „Mit dem XENON-Experiment wird es uns bestenfalls gelingen, pro Jahr einige wenige dieser Teilchen zu detektieren, vielleicht sogar auch nur ein einziges.“

Autor: Benedikt Vogel

Laura Baudis' presentation on Dark Matter at TEDxCERN 2016

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