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Dezember mit regionaler Rekordwärme

Mit dem landesweit drittwärmsten Dezember seit Messbeginn erlebte die Schweiz einen extrem milden Winterbeginn. Einzelne Föhntäler der Alpennordseite registrierten gar den mildesten Dezember seit Messbeginn. Regional stiegen die Föhnstunden auf den zweithöchsten Dezemberwert seit Beginn der automatischen Messungen im Jahr 1981. Auf der Alpensüdseite war es gebietsweise der niederschlagsreichste Dezember der letzten 50 Jahre.

Winter ohne Schnee
Bild: pixabay

Die Schweiz registrierte den drittwärmsten Dezember seit Messbeginn 1864. Mit einem landesweiten Mittel von 0,8 Grad Celsius stieg der Monat 2,5 Grad Celsius über die Norm 1981−2010. An einzelnen Föhnstandorten am Alpennordhang gab es Dezemberrekorde.

Altdorf mit Messbeginn 1864 verzeichnete den Rekordwert von 3,7 Grad Celsius über der Norm. Für einen ähnlich milden Dezember muss man 150 Jahre zurückgehen. Der Dezember 1868 brachte in Altdorf 3,5 Grad Celsius über der Norm 1981−2010. Alle übrigen sehr milden Dezembermonate lieferten rund 1 Grad Celsius tiefere Werte.

Massiv war der Dezemberrekord von 4,4 Grad Celsius über der Norm in Meiringen mit Messbeginn 1889. Die bisher mildesten Dezembermonate lagen hier um 3 Grad Celsius über der Norm. Aber auch in Sion war es ohne nennenswerten Föhn mit 2,9 Grad Celsius der mildeste Dezember seit Messbeginn 1864.

Der Dezember ist seit der vorindustriellen Periode 1871−1900 im landesweiten Mittel um 2,2 Grad Celsius wärmer geworden. Auf der Alpennordseite unterhalb von 1000 Meter beträgt die Erwärmung 2,5 Grad Celsius. Die Dezembertemperatur stieg von -1,2 Grad Celsius auf +1,3 Grad Celsius an. Mit dem heutigen Durchschnitt von deutlich über 0 Grad Celsius ist den Tieflagen der Alpennordseite mit entsprechend wenig Dezemberschnee zu rechnen.

In den Niederungen der Alpensüdseite sind Dezembermonate unter 0 Grad Celsius extrem selten und seit über 100 Jahren kein Thema mehr. In Lugano lag der vorindustrielle Dezemberdurchschnitt bei +2,6 Grad Celsius, heute liegt er bei +4,5 Grad Celsius. Die Erwärmung erreicht hier knapp 2 Grad Celsius.

Hochdruck im ersten Monatsdrittel

Das erste Monatsdrittel war nach einem regnerischen 1. Dezember vorwiegend hochdruckbestimmt. Auf der Alpennordseite lag dabei oft Hochnebel, der sich regional nur teilweise oder gar nicht auflöste. Auf der Alpensüdseite und in den Alpen gab es viel Sonnenschein.

Am 7. Dezember brachte eine Störungszone aus Westen der Alpennordseite etwas Niederschlag. In den Alpen und auf der Alpensüdseite blieb es ziemlich sonnig. Am 9. Dezember lag die Schweiz in einer starken bis stürmischen Westwindströmung. Im Norden fiel Schnee bis auf 700 Meter hinunter. Auf der Alpensüdseite blieb es mit Nordwind erneut ziemlich sonnig.

Winterlich aus Westen

Vom 11. bis am 14. Dezember führten lebhafte, zum Teil auch stürmische Strömungen aus Westen und Nordwesten kühle Luft in die Schweiz. Am 11. fiel im Norden Schnee auf 400 bis 700 Meter hinunter. Am 13. Dezember gab es beidseits der Alpen etwas Schnee bis in tiefe Lagen. Im Zentralwallis erreichte die Neuschneemenge über 20 Zentimeter.

Südföhn bringt Rekordtemperaturen

Ab der Monatsmitte waren für knapp eine Woche Südwest- und Südlagen und über den Alpen der Südföhn die dominanten Wetterelemente. Die Alpensüdseite verschwand unter einer kompakten Wolkendecke und es fiel täglich Niederschlag. Die Alpennordseite wurde mit sehr milder Luft aus dem westlichen Mittelmeerraum beliefert.

Am 17. Dezember registrierten am zentralen und östlichen Alpennordhangs mehrere Föhnstandorte mit weit über 100-jährigen Messreihen die höchste oder zweithöchste winterliche Tagesmitteltemperatur seit Messbeginn. Die Werte stiegen auf 15 bis 18 Grad Celsius. Das liegt 14 bis 17 Grad Celsius über der Norm 1981−2010.

Gleichzeitig zeichneten einige dieser Standorte auch die höchste oder zweithöchste winterliche Tagesminimumtemperatur auf. Lokal sank die Temperatur auch nachts nicht unter 16 Grad Celsius. So zum Beispiel am Föhnstandort Altdorf, an dem das Tagesminimum seit 1909 erfasst wird. Das bisher höchste winterliche Tagesminimum vom 3. Februar 2002 erreichte hier 14,8 Grad Celsius. Es lag mehr als 1 Grad Celsius tiefer als der neue Rekordwert von 16,0 Grad Celsius.

Föhnhäufigkeit auf Rekordkurs

Der älteste Urner – der Südföhn – wollte es wieder einmal wissen. Im Dezember 2019 blies er am Föhnstandort Altdorf insgesamt 107 Stunden. Er kämpfte sich damit nahe an den Dezemberrekord heran, der bei 118 Stunden liegt, registriert im Jahr 2003. Offenbar ist der Föhn wieder winterfit, schwächelte er doch arg in den vergangenen Dezembermonaten. Letztes Jahr und im Dezember 2015 war er in Altdorf überhaupt nicht anzutreffen. Im Durchschnitt (1981–2010) weht der Dezemberföhn in Altdorf während rund 40 Stunden. Föhnstunden sind seit Beginn der automatischen Messungen im Jahr 1981 verfügbar.

Föhnreiches Jahr 2019

Nicht nur der Dezember, auch das ganze Jahr 2019 zeigte sich insgesamt föhnreich. Mit 548 Stunden lag die Föhnpräsenz in Altdorf deutlich über dem langjährigen Mittel von 475 Stunden. Wesentlich dazu beigetragen hat der April 2019 mit knapp 185 Föhnstunden in Altdorf, was 100 Stunden über dem Aprildurchschnitt liegt.

Viel Niederschlag auf der Alpensüdseite

Während der Föhnperiode vom 15. bis am 20. Dezember fiel auf der Alpensüdseite anhaltend Niederschlag. Grosse Mengen gab es vom 20. auf den 21. Dezember. An mehreren Messstandorten der Alpensüdseite war es einer der zehn niederschlagsreichsten Dezembertage seit Messbeginn. Die Tagessummen erreichten verbreitet zwischen 50 und 85 Millimeter, lokal auch bis 95 Millimeter.

Über den ganzen Monat Dezember fiel auf der Alpensüdseite regional mehr als das Doppelte der Dezembernorm 1981−2010. In Lugano liegt der Dezember 2019 mit 200 Millimeter oder 250 Prozent der Norm auf Rang 9 der nassesten Dezembermonate seit Messbeginn 1864. Zusammen mit dem ebenso nassen Dezember 2013 war es in Lugano der nasseste Dezember seit mehr als 50 Jahren. Ebenso viel oder etwas mehr Niederschlag lieferten letztmals die Dezembermonate 1957, 1958 und 1959. Die nassesten dazwischenliegenden Dezember lagen deutlich tiefer mit knapp über 150 Millimeter.

Mildes Weihnachtswetter

Vom 21. bis am 27. Dezember führten kräftige bis stürmische West- und Nordwestströmungen vorwiegend mildfeuchte Meeresluft zur Schweiz. Auf der Alpennordseite war es oft trüb und fast täglich fiel Niederschlag. Die Schneefallgrenze schwankte meist zwischen 800 und 1300 m.

Auf der Alpensüdseite endete die vom 14. bis am 20. Dezember dauernde sonnenlose Periode. Am 21. und 22. Dezember gab es ab Mittag Sonnenschein. Ganztags ziemlich sonnige Verhältnisse brachte der Nordföhn am 23. und am 25. Dezember, am 25. mit einer Tagesmaximum-Temperatur von 15 bis 17 Grad Celsius.

Ruhiges Jahresende

Ab dem 28. Dezember bis zum Jahresende installierte sich über Europa ein umfangreiches Hochdruckgebiet. Mit dem Hochdruck kam die Bise und über den Niederungen beidseits der Alpen der Hochnebel, der sich regional nicht auflöste. Über dem Hochnebel herrschte meist sonniges Wetter. Dank den klaren Bedingungen sank die Temperatur in den Alpen lokal bis auf -20 Grad Celsius.

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