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Welche Rolle nehmen Wissenschaftler:innen ein?

In Nachhaltigkeitstransformationen nehmen Wissenschaftler:innen unterschiedliche Rollen ein. Wir kommentieren hier, warum es wichtig ist, dass sich Wissenschaftler:innen mit den unterschiedlichen Rollen auseinandersetzen. Zudem zeigen wir, wie die Rollen anhand konkreter Forschungsprojekte und eines Reflexionsleitfadens reflektiert und diskutiert werden können.

Roles of scientists
Roles of scientists

Warum Rollen von Wissenschaftler:innen reflektieren und diskutieren?

Forschungsprojekte zu Transformationsprozessen zeigen unterschiedliche Rollenverständnisse von Wissenschaftler:innen auf. So verstehen gewisse Vertreter:innen der Transformationsforschung ihre Aufgabe darin, Veränderungen mit objektiver Distanz analytisch-deskriptiv zu untersuchen, während sich Forschende der transformativen Forschung oft selbst als Teil des Transformationsprozesses verstehen, indem sie den gesellschaftlichen Wandel nicht nur erforschen, sondern auch mitinitiieren.

Dementsprechend tragen Wissenschaftler:innen unterschiedlich zu Transformationsprozessen bei: Neben der Erarbeitung von Grundlagenwissen umfasst dies beispielsweise die Prozessbegleitung, die evidenz-basierte Politikberatung, das Prägen neuer Narrative und Paradigmen oder das Konzeptualisieren und Moderieren von Multi-Stakeholder-Prozessen. Diese Beiträge unterscheiden sich nicht nur in der Art, wie Wissen geschaffen und aufbereitet wird, sondern auch in der Art, wie Wissenschaftler:innen mit anderen gesellschaftlichen Akteur:innen interagieren. Die diversen Rollen unterscheiden sich teilweise von der traditionellen akademischen Rolle, was zu Klärungsbedarf unter Wissenschaftler:innen oder zwischen Wissenschaftler:innen und gesellschaftlichen Akteur:innen führen kann. Aus diesem Grund ist es wichtig, das Spektrum möglicher Rollen zu kennen, darüber zu diskutieren und Klarheit zu schaffen. Dies erhöht die Legitimität der verschiedenen Rollen und stärkt Wissenschaftler:innen darin, Rollen bewusst einzunehmen.

Rollenvielfalt stärkt Qualität und gesellschaftliche Wirkung der Wissenschaft
Unterschiedliche Rollen von Wissenschaftler:innen ermöglichen zudem die Erforschung verschiedener Fragestellungen und die Einbindung des Wissens verschiedener gesellschaftlicher Akteur:innen. Dies führt zu einem breiteren und reichhaltigeren Wissensbestand, der sowohl zu akademischen Debatten als auch zu gesellschaftlichen Transformationen beiträgt. Damit birgt Rollenvielfalt das Potenzial, die Qualität und gesellschaftliche Wirkung der Wissenschaft zu erhöhen.

Generische Fragestellungen
Generische Fragestellungen

Rollenklarheit verbessert die Zusammenarbeit
Forschungen zu Transformationsprozessen finden meist im Austausch mit anderen gesellschaftlichen Akteur:innen (Change-Maker) statt. Dabei ist es wichtig zu klären, welche Erwartungen diese Change-Maker an die Wissenschaft haben und in welcher Rolle Wissenschaftler:innen diese unterstützen können. Auch innerhalb inter- und transdisziplinären Forschungsteams ist es hilfreich, sich über die verschiedenen und sich ändernden Rollen zu verständigen. Es gilt, die Arbeitsteilung zu klären und auszuhandeln, wer zu welchem Zeitpunkt welche Rolle einnimmt. Rollenklarheit ist wichtig, um effektiv und effizient arbeiten zu können.

Was sagen Change-Maker zu Rolle(n) der Wissenschaft?

In sechs Forschungsprojekten zu Nachhaltigkeitstransformationen schildern wir, was sich Akteur:innen, die in Nachhaltigkeitstransformationen engagiert sind, von der Wissenschaftler:innen wünschen.

Die Beispiele zeigen, dass Change-Maker eine Vielzahl verschiedener Beiträge von Wissenschaftler:innen schätzen und diese hilfreich finden für ihre Arbeit für gesellschaftlichen Wandel. Je nach Kontext, angestrebter Transformation, Wissensstand, Netzwerken und Ressourcen brauchen Change-Maker eher Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung, zielgruppengerechte Kommunikation von akademischem Wissen, Moderator:innen, Evaluator:innen, Begleiter:innen, Katalysator:innen oder aber Zugang zu anderen Ressourcen wie Kontakten, Finanzen, Infrastruktur etc.

Wie kann ich Rollen reflektieren?

Unser Reflexionsleitfaden ermöglicht es, das Spektrum an Rollen kennen zu lernen, die Bedeutung der einzelnen Rollen auszumachen und diese gelungen zu kommunizieren. Dabei helfen die unten gelisteten Fallbeispiele aus Forschungsprojekten. Sie zeigen auf, welche Rollen Wissenschaftler:innen in Nachhaltigkeitstransformationen einnehmen. Zudem erweitern Rollentypologien das Vokabular für die Diskussion und erleichtern die eigene Positionierung. Der Leitfaden enthält auch Reflexionsfragen für verschiedene Zielgruppen und Anleitungen für die Konzipierung von Workshops.

-> Der Reflexionsleitfaden wird hier nächstens zum Download zur Verfügung stehen. Kontakt: .

Unter Change-Maker verstehen wir Akteur:innen, die Transformationsprozesse initiieren, antreiben oder fördernd begleiten.


Beispiele für Change-Maker sind innovative Gemeindebehörden und andere staatliche Institutionen, Vertretende der Zivilgesellschaft wie beispielsweise Sozialunternehmungen oder Quartiervereine, wirtschaftliche Pionier:innen oder andere transformativ wirkende wirtschaftliche Akteur:innen, etc.