Die Synthetische Biologie zielt darauf ab, biologische Systeme zu entwerfen, nachzubauen oder zu verändern. Das Webportal beleuchtet naturwissenschaftliche, ethische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte der Synthetischen Biologie. Ein Fokus liegt dabei auf Projekten und Aktivitäten in der Schweiz.mehr

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Sicherheit

Gewisse mithilfe der Synthetischen Biologie hergestellte Organismen könnten unerwünschte Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben. Forschung und Anwendungen müssen deshalb von einer Risikoabschätzung und geeigneten Sicherheitsmassnahmen begleitet werden.

Die Synthetische Biologie hat schon früh Fragen der biologischen Sicherheit aufgeworfen. Diese umfassen sowohl den Schutz vor unbeabsichtigten Schäden (Biosafety) als auch den Schutz vor absichtlichem Missbrauch (Biosecurity).

Neue Lebensformen – neue Risiken?

Die Synthetische Biologie vermag biologische Systeme stärker umzugestalten als die Gentechnik. Es können Organismen entstehen, die nur noch wenig mit bekannten Lebensformen zu tun haben. Beispielsweise wäre es möglich, das gesamte oder ein grosser Teil des Erbguts eines Organismus neu zu entwerfen oder neu zu kombinieren. Aus einer riesigen Datenbank verschiedenster Organismen können dazu DNA-Sequenzen ausgewählt und auf einem DNA-Synthetisiergerät hergestellt werden. Eine andere Art völlig neuer Lebensformen wären sogenannte xenobiologische Organismen. Diese hätten ein völlig anderes genetisches System als natürliche Organismen.

Bei neuartigen Lebensformen ist es schwieriger vorauszusagen, wie sie sich im menschlichen Körper oder in der Umwelt verhalten werden, da eine Vergleichsbasis fehlt. Die Diskussion um die Risiken von Synthetischer Biologie konzentriert sich deshalb stark auf die Frage, ob die heutigen Regulierungen und Sicherheitsmassnahmen ausreichen oder ob es neue Verfahren zur Risikoanalyse und zum Risikomanagement braucht. Mit dieser Frage beschäftigen sich auf internationaler Ebene etwa die Mitgliedsstaaten der Biodiversitätskonvention.

Dabei gilt es zu beachten, dass die Synthetische Biologie auch mehrSicherheit bringen kann. So sollte etwa die detaillierte Kenntnis der Sequenzen, die aus einer Datenbank gezielt ausgewählt werden, zu weniger unvorhergesehenen Effekten führen als wenn die Veränderung zufällig geschieht. Auch die xenobiologischen Systeme böten einen Schutz: ihre genetischen Elemente könnten nämlich weder durch Kreuzung noch durch Viren oder andere Träger auf natürliche Organismen übertragen werden. Es bestünde also eine Art „genetische Firewall“ zwischen den xenobiologischen und den natürlichen Organismen.

Allgemein gilt es festzuhalten, dass die Synthetische Biologie ein sehr breites Spektrum von Ansätzen und Anwendungen umfasst. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die gesetzlichen Regelungen den Risiken der einzelnen Tätigkeiten angepasst sind.


Weiterführende Informationen

  • Deutsches Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2012) Monitoring der Synthetischen Biologie in Deutschland. 1. Zwischenbericht der Zentralen Kommission für die Biologische Sicherheit vom 06. November 2012. Link
  • International Risk Governance Council (2010) Guidelines for the Appropriate Risk Governance of Synthetic Biology. Policy brief. Link
  • European Commission (2015) Opinion on Synthetic Biology II - Risk assessment methodologies and safety aspects Link

Literatur:

Synthetische Biologie - eine neue Stufe der Bio- und Gentechnologie. Bericht des Deutschen Büros für Technologiefolgen-Abschätzung beim Bundestag (TAB) (2015, deutsch).

Opinion on Synthetic Biology II - Risk assessment methodologies and safety aspects. Europäischen Kommission zur Synthetischen Biologie (2015).

Report of the Ad Hoch Technical Expert Group on Synthetic Biology. Convention of Biological Diversity (2015).

Akademien der Wissenschaften Schweiz (2017) Missbrauchspotenzial und Biosecurity in der biologischen Forschung. Eine Diskussionsgrundlage zur Frage des Umgangs mit dem Dual Use-Dilemma in der wissenschaftlichen Praxis. Swiss Academies Report, Vol 12, No. 3. Link


November 2018