Die Synthetische Biologie zielt darauf ab, biologische Systeme zu entwerfen, nachzubauen oder zu verändern. Das Webportal beleuchtet naturwissenschaftliche, ethische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte der Synthetischen Biologie. Ein Fokus liegt dabei auf Projekten und Aktivitäten in der Schweiz.mehr

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Experten-Meinungen

Nikolai Windbichler
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Nikolai Windbichler
Imperial College, London

Heute noch stirbt jede Minute ein Kind an Malaria. Gemeinsam mit meinen Kollegen in London forsche ich seit mehr als 10 Jahren an der Gene Drive Technologie, bei der es sich, trotz anderslautendem Medienecho, weder um eine Wunderwaffe noch eine besonders riskante Technologie handelt. Vielleicht kann diese sehr spezifische genetische Technologie eines Tages dazu beitragen Menschen vor der Übertragung von Krankheiten wie Malaria durch Vektoren zu schützen.

Detlef Bartsch
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Detlef Bartsch
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Deutschland

Fortschritte in Wissenschaft und Technik sind kontinuierliche Herausforderungen an die bewährten Regelwerke einer vergleichenden Risikobewertung, auch in Hinblick auf Chancen. Gene-Drive (GD) Systeme basierend auf Neuen Molekularen Techniken fallen ausnahmslos unter das EU-Gentechnikrecht. Diese GD Systeme sind allerdings nur bei Organismen mit kurzer Generationszeit effizient nutzbar.

Samson Simon
Bild: Forum Genforschung

Samson Simon
Bundesamt für Naturschutz, Deutschland

Gene Drive stellt die Risikobewertung vor Herausforderungen, da zunehmend nicht nur Kultursorten, sondern auch Wildarten gentechnisch verändert werden können. Die Möglichkeit einer dauerhaften Veränderung von wild lebenden Organismen und Populationen stellt eine neue Dimension dar, wodurch sich diese Techniken von bisherigen Anwendungsmöglichkeiten der Gentechnik unterscheiden. Eine Freisetzung von Organismen mit Gene Drive kann deshalb erst erfolgen, wenn sowohl eine ausreichende Risikobewertung entwickelt und durchgeführt als auch ein hohes Schutzniveau für Mensch und Umwelt gewährleistet werden kann.

Kristin Hagen
Bild: Forum Genforschung

Kristin Hagen
AGRIETH, Köln

Gene drives gehen mit ernst zu nehmenden Risiken für Umwelt und Landwirtschaft und mit einer Reihe weltanschaulicher Kontroversen einher; zudem sind sie als Biowaffen einsetzbar. Anwendungsziele, deren moralischer Wert auf der Hand zu liegen scheint, können aufgrund der Risiken und Kontroversen nicht ohne weiteres als Rechtfertigung für die Akzeptanz von Gene Drives dienen. Gegenwärtig scheint der Kommerzialisierungsdruck den politischen Willen zu schwächen, der erforderlich sein wird, um auf nationalen und internationalen Ebenen eine umfassende gesellschaftliche Beurteilung, Differenzierung, und Alternativensuche sowie die effektive Regulierung möglicher Forschungs- und Anwendungsziele zu sichern.