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Der Klimaschutz bietet auch Chancen

ProClim Flash 76

Text: Prof. Karin Ingold (Präsidentin ProClim) und Dr. Filippo Lechthaler (Leiter ProClim)

Karin Ingold und Filippo Lechthaler
Bild: zvg

Die letzten Sachstandsberichte des Weltklimarats haben deutlicher denn je bestätigt, welche verheerenden Folgen der Klimawandel hat: Natürliche Lebensräume, die menschliche Gesundheit oder auch die Landwirtschaft stehen unter zunehmendem Druck und verschiedene extreme Wetterereignisse werden durch den menschgemachten Klimawandel häufiger und stärker. Generell scheint der dringende Handlungsbedarf weitgehend akzeptiert zu sein. In diesem Zusammenhang zeigt sich auch der Privatsektor in der Öffentlichkeit geradezu aktionistisch: Es scheint kaum ein (Gross-)Unternehmen zu geben, das sich nicht der Klimaneutralität verpflichtet hat. Auch zu beobachten in der aktuellen Debatte ist so etwas wie ein technologischer Optimismus und eine gewisse Aufbruchsstimmung: Alternative Energien werden günstiger und klimafreundliche Lösungen wie Elektromobilität oder Wärmepumpen eine echte Option für viele Bevölkerungsgruppen.

Trügt der Schein? Denn das Scheitern des CO2-Gesetzes an der Urne im Juni 2021 zeigt ein anderes Stimmungsbild: Auch wenn eine breite Bevölkerungsschicht den menschgemachten Klimawandel nicht bezweifelt, heisst das noch lange nicht, dass Mehrheiten für eine ambitionierte Klimapolitik geschaffen werden können. Die Meinungen zu politischen Handlungsmassnahmen gehen weit auseinander. Dabei ist es wohl vereinfacht zu sagen, dass dies auf einen Stadt-Land-Graben oder einen Generationenkonflikt zurückzuführen ist. Vielmehr spricht dies für eine pluralistische und vielschichtige Gesellschaft. Unsere Institutionen wie die direkte Demokratie oder der Föderalismus lassen eine solche Werte- und Lösungsvielfalt zu. Es darf folglich auch nicht erwartet werden, dass die Umsetzung der Klimapolitik strikt den aus wissenschaftlicher Sicht effizientesten Massnahmen folgt, sondern mehrheitsfähige Kompromisse gefunden werden müssen, welche den geringsten politischen Widerstand und halt oft auch den kleinsten gemeinsamen Nenner widerspiegeln.

Was heisst dies für die Rolle der Klimawissenschaften im politischen und öffentlichen Diskurs? Neben einer sachgerechten Darstellung der naturwissenschaftlichen und technologischen Aspekte des Klimawandels soll politikrelevante Klimaforschung auch dazu beitragen, die transformativen Treiber besser zu verstehen, um umsetzbare politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und individuelle Handlungsoptionen aufzuzeigen und auszuwerten. Damit werden Widerstände und Zielkonflikte thematisiert – dies trägt letztendlich auch dazu bei, politische Kompromisse zu entwickeln, welche den wissenschaftlichen Konsens besser berücksichtigen. Der «Verzicht-Diskurs», der oft mit der Klimapolitik einhergeht, kann so in einen «Chancen-Diskurs» umgewandelt werden und aufzeigen, wie wir durch technologische und gesellschaftliche Innovation durchaus auch Gewinnerinnen und Gewinner kreieren können.

In unseren neuen Funktionen als Präsidentin und Leiter von ProClim werden wir unseren fachlichen Hintergrund in den Politik- und Wirtschaftswissenschaften konstruktiv in den Klimadialog einbringen: Damit möchten wir den interdisziplinären wissenschaftlichen Diskurs in der Klimaforschung sowie den wirkungsorientierten Austausch mit Politik und Gesellschaft weiter vorantreiben. Dies ganz im Sinne des Übereinkommens von Paris, zu welchem sich die Schweiz vor fünf Jahren verpflichtet hat.

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Kontakte

  • Prof. Dr. Karin Ingold
    Universität Bern
    Institut für Politikwissenschaft (IPW)
    Fabrikstrasse 8
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  • Dr. Filippo Lechthaler
    SCNAT
    ProClim − Forum für Klima und globalen Wandel (ProClim)
    Haus der Akademien
    Postfach
    3001 Bern


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