Das Webportal «SCNAT wissen» schafft Orientierung. Die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) und ihr Netzwerk stellen den Stand des Wissens zusammen, auf Basis solider wissenschaftlicher Resultate und mit Bezug zur Schweiz – zuhanden von Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis.mehr

Bild: Tobias Günther, SNSF Scientific Image Competitionmehr

Die Eawag wird mit dem Chemical Landmark ausgezeichnet

Die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz ehrt das Wasserforschungsinstitut in Dübendorf als bedeutende historische Stätte der Chemie. Mit der Lancierung der Umweltchemie hat die Eawag unter ihrem Direktor Werner Stumm die Chemie revolutioniert. Sie trug damit massgeblich zum Verstehen der komplexen Prozesse in der Natur und zu sauberen Gewässern in der Schweiz bei.

Hier wurde Chemiegeschichte geschrieben: die ersten Forschungsgebäude der Eawag in den 1970er-Jahren in Dübendorf.
Bild: Eawag

Die Überlandstrasse 133 in Dübendorf: An dieser Adresse hat das Wasserforschungsinstitut Eawag Chemiegeschichte geschrieben. Deshalb erhält es von der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) nun das Chemical Landmark. Mit diesem Preis zeichnet die SCNAT Wirkungsstätten in der Schweiz aus, die für die Chemie historisch bedeutend sind.

Vom Reagenzglas in die Natur

Dass die Schweiz heute so saubere Flüsse und Seen hat, ist mit ein Verdienst der Eawag und von Werner Stumm, der das Institut von 1970 bis 1992 leitete. Der Chemiker war der Ansicht, dass man die Vorgänge in der Umwelt nur verstehen kann, wenn man die grundlegenden Prozesse auf molekularer Ebene erforscht. Er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter übertrugen deshalb die Laborforschung im Reagenzglas auf die komplexen Stoff- und Wirkungskreisläufe in der Natur. Früh erkannten sie, dass die Chemie alleine nicht reichte, um diese zu untersuchen. Vielmehr müssen daneben geologische, biologische, physikalische und ökologische Gesichtspunkte einbezogen werden. Damit war die Eawag eine Vorreiterin, Umweltphänomene und -probleme ganzheitlich und disziplinenübergreifend zu untersuchen. Das neue Forschungsfeld Umweltchemie war lanciert.

Stumm war überzeugt, dass sich die Gewässerschutzprobleme der Schweiz nicht einfach mit dem Bau von Kläranlagen lösen lassen. Gewässerschutz sei vielmehr eine Daueraufgabe. Neue Schadstoffe und neue Chemikalien machten die Entwicklung neuer und empfindlicherer Analysemethoden nötig. Auch hier spielte die Eawag eine wichtige Rolle. Das ist bis heute so geblieben. Standen früher Phosphate aus Waschmitteln und Landwirtschaft im Fokus, sind es heute Pestizide, Medikamente oder Mikroplastik. Zudem ist das Wasser zentral, wenn es um die Anpassung an den Klimawandel geht.

Fachleute für die Praxis

Das Wasserforschungsinstitut aus Dübendorf ist heute eine der weltweit führenden Adressen, wenn es darum geht, aquatische Systeme zu verstehen und technische Lösungen zur Verbesserung der Wasserqualität zu entwickeln. Neben der konsequenten Ausrichtung auf eine solide interdisziplinäre Grundlagenforschung stärkte die Eawag unter Stumm auch die entsprechende Aus- und Weiterbildung von Fachleuten für die Praxis. So war sie eine der treibenden Kräfte bei der Einführung des Studiengangs für Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich.

Dieses Jahr wäre Werner Stumm 100 Jahre alt geworden. Zusammen mit der Auszeichnung als historische Stätte der Chemie hat die Eawag also doppelten Grund zum Feiern. In einem gemeinsamen Festakt wurden deshalb heute die Verdienste des ehemaligen Direktors gewürdigt und die Gedenktafel des Chemical Landmarks enthüllt. In Dübendorf ist man stolz auf das Wasserforschungsinstitut: «Forschung und Bildung sind einer unserer wichtigsten Rohstoffe», sagte Gemeinderatspräsident Patrick Schärli in seiner Ansprache. «Unsere Stadt beherbergt gleich mehrere namhafte Einrichtungen. Die Eawag zählt zu den renommiertesten unter ihnen.»

Der Chemiker Werner Stumm (links) war überzeugt: Um die Prozesse in der Umwelt zu verstehen, muss man die zugrunde liegenden molekularen Prozesse erforschen.
Der Chemiker Werner Stumm (links) war überzeugt: Um die Prozesse in der Umwelt zu verstehen, muss man die zugrunde liegenden molekularen Prozesse erforschen.Bild: Eawag
  • Patrick Schärli, Gemeinderatspräsident von Dübendorf, Philippe Moreillon, Präsident der SCNAT, und Martin Ackermann, Direktor der Eawag bei der Enthüllung der Tafel.
  • Enthüllung des Chemical Landmarks
  • Martin Ackermann, Direktor der Eawag
  • Chemical Landmark für die Eawag
  • Patrick Schärli, Gemeinderatspräsident von Dübendorf, Philippe Moreillon, Präsident der SCNAT, und Martin Ackermann, Direktor der Eawag bei der Enthüllung der Tafel.Bild: Andres Jordi1/4
  • Enthüllung des Chemical LandmarksBild: Andres Jordi2/4
  • Martin Ackermann, Direktor der EawagBild: Andres Jordi3/4
  • Chemical Landmark für die EawagBild: Andres Jordi4/4

Kategorien

Kontakt

Dr. Leo Merz
SCNAT
Plattform Chemie
Haus der Akademien
Postfach
3001 Bern