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Dialog über Klimapolitik

Dieses Projekt erfasst Sichtweisen von Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung auf die Rolle der Wissenschaft im Dialog über Klimapolitik in der Schweiz. Dies hilft uns, darüber nachzudenken, welche Rollen Wissenschaftler:innen in Nachhaltigkeitstransformationen einnehmen können und welche Beiträge der Wissenschaft für andere Anspruchsgruppen hilfreich sind.

Was erwarten Anspruchsgruppen?

ProClim, das Forum für Klima und globalen Wandel der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) hat 152 Vertreterinnen und Vertreter aus der Verwaltung (69), Wirtschaft (69) und Politik (14) befragt (Rücklaufquote 35%). Ein Teil der Umfrage war spezifisch der Rolle der Wissenschaft in der Schweizer Klimapolitik gewidmet und ist untenstehend abgebildet.

1. Was ist der Nutzen der Wissenschaft in der Klimapolitik?

Die meisten Befragten (45 von 54) sehen den Nutzen der Wissenschaften in der Klimapolitik im Aufzeigen von Handlungsoptionen, gefolgt von der Problemwahrnehmung (39 von 54) und Handlungsempfehlungen (33 von 54) (vgl. Abbilung 1).

Die meisten Befragten (45 von 54) sehen den Nutzen der Wissenschaften in der Klimapolitik im Aufzeigen von Handlungsoptionen, der Problemwahrnehmung (39 von 54) und Handlungsempfehlungen (33 von 54) (Abbildung 1).

Abb. 1: Nutzen der Wissenschaft in der Klimapolitik (N=54, mehrfache Antworten möglich)
Abb. 1: Nutzen der Wissenschaft in der Klimapolitik (N=54, mehrfache Antworten möglich)Bild: ProClim

Ergänzend haben die Befragten zusätzliche Beiträge der Wissenschaft identifiziert:

  • Kritische Diskussion von Methoden
  • Aktivere Einbringung in den gesellschaftlichen Diskurs
  • In Zukunft stärkerer Fokus auf Handlungsoptionen (Sozialwissenschaften) und weniger auf Problemwahrnehmung (Naturwissenschaften)
  • Neutrale Darlegung der Fakten und zielgruppengerechtes Erklären, Inputgeber für Medien
  • Bereitstellung der Grundlagen für politische Aushandlungsprozesse

2. Wie soll sich die Wissenschaft in die Klimapolitik einbringen?

Am häufigsten (36 von 54) gaben die Befragten an, dass sich die Wissenschaft in Form von Berichten, ­Faktenblättern, ­Stellungnahmen in die Klimapolitik einbringen soll. Eine permanente Taskforce der Regierung erhält etwas mehr Zuspruch (25 von 54) als eine der Verwaltung (22 von 54) gefolgt von einer ad hoc beratenden Expertengruppe (20 von 54) (Abbildung 2).

Abb. 2: Form des Inputs der Wissenschaft in der Klimapolitik (N=54, mehrfache Antworten möglich)
Abb. 2: Form des Inputs der Wissenschaft in der Klimapolitik (N=54, mehrfache Antworten möglich)Bild: ProClim

Was bedeuten diese Erkenntnisse für die Wissenschaft?

Vertreter:innen der Verwaltung, Wirtschaft und Politik betrachten sowohl Informationsaufbereitung in Form von Berichten, Faktenblättern und Stellungsnahmen als auch Beratung als sinnvolle Inputs der Wissenschaft zu Klimapolitik. Somit sind Wissenschaftler:innen einerseits in den Rollen als reflexive scientist (Pohl et al 2010) bzw. producer of scientific knowledge oder professional expert (Oberlack et al 2019) angesprochen andererseits als broker of alternatives (Pielke 2007) und advisor (Oberlack et al. 2019). Herausfordernd bleibt, Forschungsergebnisse zielgruppengerecht aufzubereiten, dass sie Eingang finden in die Arbeit von Anspruchsgruppen. Hier kann es hilfreich sein, die entsprechende Kompetenzen von Wissenschaftler:innen zu stärken und geeignete Kommunikationskanäle und -gefässe zu schaffen und zu nutzen.

Dies ist ein vorläufiges Fazit und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Im Projekt REDIRO geht es genau darum, verschiedene Rollen der Wissenschaft weiter zu reflektieren und diskutieren und so das Spektrum an Rollen auszuloten.

Die Klimapolitik befasst sich mit der Minderung vom sowie der Anpassung an den Klimawandel. Es geht somit um eine Transformation hin zu einer Gesellschaft, die (möglichst) klimaneutral ist und mit den Konsequenzen des bereits angestossenen Klimawandels umgehen kann.

ProClim, Stakeholder Umfrage Wissenschaft und Klimapolitik

Kontaktperson für weitere Auskünfte: Gabriele Müller, ProClim (SCNAT)

September 2023

Pohl, C. et al. (2010). Researchers' roles in knowledge co-production: Experience from sustainability research in Kenya, Switzerland, Bolivia and Nepal. Science and Public Policy, 37(4)


Pielke, Jr, R. (2007). The Honest Broker: Making Sense of Science in Policy and Politics. Cambridge: Cambridge University Press


Oberlack, C. et al. (2019). Theories of change in sustainability science: Understanding how change happens. GAIA – Ecological Perspectives for Science and Society, 28 (2)