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Gene Drives. Kurzbericht

Als Gene Drives werden genetische Elemente bezeichnet, die sich bei sexueller Vermehrung mit einer Wahrscheinlichkeit, die deutlich grösser als 0.5 ist, auf die Nachkommen eines Organismus vererben. Gene Drives sind daher grundsätzlich in der Lage, sich in einer gesamten Population auszubreiten.

Gene Drive
Bild: Marius Walter, CC BY-SA 4.0

Natürlich vorkommende Gene Drives sind seit Jahrzehnten bekannt. Neue gentechnische Verfahren, vor allem die CRISPR/Cas9-Methode, rücken nun die Freisetzung hochwirksamer gentechnisch erzeugter Gene Drives biotechnologisch in Reichweite.

Die Forschung zu gentechnisch erzeugten Gene Drives ist derzeit stark auf die Eindämmung von Insektenpopulationen ausgerichtet. Dabei stehen Insekten im Vordergrund, die Krankheiten des Menschen übertragen oder Schäden in der Landwirt- schaft verursachen.

Biowissenschaftliche Forschung mit oder zu gentechnisch erzeugten Gene Drives findet in der Schweiz gegenwärtig kaum statt. Diese Situation könnte sich aber rasch verändern, beispielsweise wenn eine Person mit entsprechendem Forschungsschwerpunkt an eine Schweizer Hochschule wechselt.

Die konzeptionelle Machbarkeit von Gene Drives, die die Eigenschaften einer gesamten Population verändern, wurde für einzelne Arten in geschlossenen Systemen gezeigt. International herrscht weitgehende Einigkeit darüber, dass zu den gentechni- schen Methoden, mit denen Gene Drives erzeugt werden, und zur Entwicklung von Gene Drives in natürlichen Populationen noch Ungewissheiten und Forschungsbe- darf bestehen.

Gegenwärtig befassen sich vor allem Forschende sowie gemeinnützige und militärische Organisationen aktiv mit Gene Drives. Viele Akteure sind bestrebt, die gesellschaftliche Akzeptanz für Gene Drives zu beeinflussen. Gemeinnützige Organisationen engagieren sich sowohl für als auch gegen die Freisetzung von Gene Drives.

Angesichts der potentiell grenzüberschreitenden Wirkungen von Gene Drives sind internationale Regelungen, insbesondere zur Freisetzung von Gene Drives, erforderlich. Die bisherigen Versuche, solche Regelungen auf der Ebene der Vereinten Nati- onen und der Europäischen Union herbeizuführen, waren wenig erfolgreich.

In der Schweiz sind Versuche mit Gene Drives durch die Einschliessungs- und die Freisetzungsverordnung geregelt. Manche Gene Drives sind in der Lage, ganze Po- pulationen zu durchdringen, was bei Organismen mit kurzen Generationszeiten sehr rasch erfolgen kann. Angesichts dieser Eigenschaft erscheint es sinnvoll, Anpassun- gen an den Bestimmungen zu Risikoeinschätzung und -beurteilung im schweizerischen Gentechnikrecht für Gene Drives zu prüfen.

Quelle: Eckhardt A (2018) Gene Drives. Kurzbericht. risicare GmbH. Im Auftrag der Ethikkommission für Biotechnologie im Ausserhumanbereich (EKAH).

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