Mit Klimaschutz Gletscher über 3000 Metern erhalten
Bei starkem Klimaschutz weltweit könnte mehr als ein Viertel des heute vorhandenen Eises in den Schweizer Alpen erhalten bleiben. Das schreiben Forschende in einem neuen Faktenblatt der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz, welches den Stand des Wissens zur Gletscherschmelze in den Alpen, die vielfältigen Auswirkungen und die möglichen Handlungsoptionen zusammenfasst. Insbesondere Gletscher über 3000 Metern über Meer könnten langfristig bestehen bleiben. Das Faktenblatt wird am 21. März 2025 zum ersten «Internationalen Tag der Gletscher» publiziert. Die Vereinten Nationen haben 2025 zum «Jahr der Gletscher-Rettung» deklariert.

Seit 1850 ist eine Fläche so gross wie der Kanton Uri eisfrei geworden. Über 1000 kleine Gletscher sind seither ganz verschwunden. Der Gletscherschwund beschleunigt sich mit der Klimaerwärmung. So ging seit dem Jahr 2000 das Gletschervolumen um fast 40 Prozent zurück, alleine in den Jahren 2022 und 2023 um insgesamt 10 Prozent. Diese beiden Rekordjahre haben die Forschenden nun erstmals in Szenarien zur Zukunft der Gletscher in den Alpen berücksichtigt. Die noch unveröffentlichten Daten zeigen, dass noch weniger Spielraum zum Erhalt der Schweizer Gletscher bleibt als bisher angenommen.
Gletscherschwund hat starke Auswirkungen
In der Schweiz existieren noch 1400 Gletscher mit einem Volumen von insgesamt ca. 46,5 Kubikkilometer. Das entspricht beinahe der Wassermenge des Bodensees. Der anhaltende Rückgang der Gletscher wird vielfältige Auswirkungen haben: So wird sich der Wassermangel in heissen und trockenen Sommern verstärken, was über die grossen Flüsse Rhein, Rhone, Po und Donau Auswirkungen auf grosse Teile Europas hat. Das Landschaftsbild wird sich markant verändern und die Tourismusregionen in den Alpen werden ihr Angebot anpassen müssen. Zudem drohen vermehrt Naturgefahren wie Hangrutsche oder Überschwemmungen.
Einzig die Senkung des Ausstosses an Treibhausgasen auf Netto-Null kann den Erhalt von Gletschern langfristig sichern. Dies gilt für die Alpen, aber auch global: Drei Viertel des weltweiten Volumens an Gebirgsgletschern könnte bei starkem Klimaschutz erhalten bleiben und auch die Schmelze der Eisschilde in Grönland und der Antarktis liesse sich eindämmen. In der Folge würde der Anstieg des Meeresspiegels mit seinen dramatischen Folgen entscheidend gemindert.
In der Schweiz wird die Veränderung der Gletscher seit fast 150 Jahren mit detaillierten Messungen dokumentiert. Derart lange Messreihen sind weltweit einzigartig und für die Forschung äusserst wertvoll. Die heute in der Thematik führenden Forschenden des Schweizerischen Gletschermessnetzes GLAMOS, der Schweizerischen Kommission für Kryosphärenbeobachtung, der Gesellschaft für Schnee, Eis und Permafrost und von ProClim, Forum für Klima und globalen Wandel, haben nun ihr Wissen im Faktenblatt «Gletscher der Schweiz» synthetisiert.
Kontakt
Dr. Matthias Huss
ETH Zürich
Departement Bau, Umwelt und Geomatik (D-BAUG)
Versuchsanstalt für Wasser, Hydrologie und Glaziologie (VAW)
Hönggerbergring 26
8093 Zürich