Dieses Portal bietet wissenschaftlich fundierte Antworten zu Fragen rund um die biologische Vielfalt und zeigt auf, was wir tun können, um sie zu schützen.mehr

Bild: Pablo Escobar, photocase.demehr

Siedlungsraum

In der Schweiz verlief die Verstädterung bis Mitte des 20. Jahrhunderts eher zögerlich, danach aber umso rasanter. Heute leben drei Viertel der Schweizer Bevölkerung in urbanen Gebieten. Seit 1970 hat sich die bebaute Fläche fast verdoppelt. Dadurch geht landwirtschaftlich nutzbarer Boden verloren, naturnahe Lebensräume werden zerstört oder in kleine Fragmente zerschnitten und zahlreiche Arten gefährdet.

Der Siedlungsraum ist aber auch Lebensraum für Tiere und Pflanzen: Siedlungen mit naturnahen Grünflächen und vielen Strukturelementen können eine überraschend hohe Biodiversität beherbergen. Zuweilen finden bestimmte Arten hier einen Ersatz für Lebensräume, die sonst aus der Landschaft verschwunden sind. In der Stadt Zürich leben beispielsweise 1200 Arten von wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen – das sind immerhin 40 Prozent der in der ganzen Schweiz vorkommenden Arten.

Mehr als anderswo unterliegt die Biodiversität im Siedlungsraum der Beeinflussung durch den Menschen. Technische Innovationen, neue Baumaterialien und Bauweisen sowie Nutzungsänderungen in einzelnen Zonen können sehr rasch einzelne Arten zum Verschwinden bringen. Die aktuelle Verstädterung begünstigt tendenziell anpassungsfähige, mobile Arten, die keine speziellen Ansprüche an ihren Lebensraum stellen. Gebietsfremde und teilweise invasive Arten, sogenannte Neophyten oder Neozooen, finden im Siedlungsgebiet oft besonders günstige Lebensbedingungen vor.

Der Siedlungsraum ist für die Biodiversität Gefahr und Chance zugleich. Mit differenzierten und gut geplanten Massnahmen in Agglomerationen, Städten und Dörfern kann ein beachtlicher Teil unserer Flora und Fauna erhalten, gefördert und in einigen Fällen gar vor dem Aussterben bewahrt werden. Untersuchungen zeigen, dass viele Ziele der Biodiversitätsförderung durchaus mit den Ansprüchen der Bevölkerung vereinbar sind. Zudem können atttraktive Arten als Aushängeschild die Akzeptanz für eine biodiversitätsfreundliche Gestaltung von städtischen Grünflächen erhöhen.

Siedlungsnatur gemeinsam gestalten
Bild: Illustration Svenja Plaas

Projekt Siedlungsnatur gemeinsam gestalten