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Nachhaltigkeits­transformationen & Nachhaltigkeits­transitionen

Basierend auf Literatur sowie einer Umfrage in den Netzwerken der Akademien beschreiben wir hier für ein Fachpublikum, wie die Begriffe Nachhaltigkeitstransformation bzw. -transition momentan in der Schweizer Forschungslandschaft verwendet werden.

Nachhaltigkeitstransformationen

Als Nachhaltigkeitstransformationen werden grundlegende gesellschaftliche Veränderungsprozesse in Richtung Nachhaltigkeit bezeichnet. Im Vergleich zu Wandel oder Veränderung wird mit dem Begriff Transformation hervorgehoben, dass die Veränderungen dringend und notwendig sind, von sogenannten Change-Makern aktiv vorangetrieben werden und sektorübergreifend stattfinden. Je nach Auslegung sind Transformationen systemisch, strukturell, radikal, revolutionär, disruptiv – Altes wird zerstört, Neues geschaffen.

Lesetipps:

Transformation vs. Transition?

Transformation: In der Schweizer Forschendengemeinschaft sind Definitionen gebräuchlich, die Transformation als tiefgreifenden, umfassenden Prozess beschreiben, der auf mehreren Ebenen stattfindet.

Transition: Mit Transition werden häufiger Veränderungen innerhalb eines bestimmten gesellschaftlichen Subsystem beschrieben (z.B. Energie, Mobilität).

Forschende, die den Begriff Transition verwenden, schätzen die konzeptuelle Fokussierung auf sozio-technischen Transitionen. Aus der Perspektive von Transitionsforschenden wird Transformation als einer von mehreren möglichen «transition pathways» verstanden (vgl. Geels & Schot 2007). Andere räumen ein, dass die Begriffe Transition und Transformation oft auswechselbar verwendet werden. In französischer Arbeitssprache wird tendenziell Transition gegenüber Transformation bevorzugt.

Liegt der Fokus auf Nachhaltigkeitstransformationen, erscheint es als erste, vorläufige Einordnung zweckmässig, Transitionen als Teilprozesse von gesellschaftlichen Transformationen zu verstehen.

Lesetipps:

Hölscher, K., Wittmayer, J. M., & Loorbach, D. (2018). Transition versus transformation: What’s the difference? Environmental Innovation and Societal Transitions, 27, 1–3. https://doi.org/10.1016/j.eist.2017.10.007
Köhler, J., Geels, F. W., Kern, F., Markard, J., Onsongo, E., Wieczorek, A., Alkemade, F., Avelino, F., Bergek, A., Boons, F., Fünfschilling, L., Hess, D., Holtz, G., Hyysalo, S., Jenkins, K., Kivimaa, P., Martiskainen, M., McMeekin, A., Mühlemeier, M. S., … Wells, P. (2019). An agenda for sustainability transitions research: State of the art and future directions. Environmental Innovation and Societal Transitions, 31, 1–32. 10.1016/j.eist.2019.01.004
Geels, F.W.; Schot, J. (2007). Typology of sociotechnical transition pathways. Research Policy, 36, 399-417. https://doi.org/10.1016/j.respol.2007.01.003

Forschung zu Nachhaltigkeitstransformationen

Forschung zu Nachhaltigkeitstransformationen fokussiert auf gesellschaftlichen Transformationen hin zu mehr Nachhaltigkeit und bedient sich dabei Ansätzen der Transformationsforschung und der transformativen Forschung sowie weiterer verwandter Forschungausrichtungen.

Diese Webseite wurde zuerst auf Deutsch - mit Bezug auf Diskurse in Deutscher Sprache (u.a. «Welt im Wandel», WGBU 2011) - verfasst, und dann auf Französisch und Englisch übersetzt.

Weitere Begriffsklärungen

Folgende Publikationen vermitteln einen ersten Überblick über Konzepte und Erklärungsansätze.

Unterscheidung zwischen strukturellen, systemischen und ermöglichenden (enabling) Ansätzen:


Three ways of understanding social transformations to sustainability
Bild: International Science Council 2021, referring to Scoones et al. 2020

Das International Science Council fasst in einem Knowledge-Brief die Erkenntnisse von Scoones et al. (2020) zusammen.


Unterscheidung zwischen drei konzeptuellen Rahmenwerken zu Transformationen:

  • Transformationen in sozio-ökonomischen Systemen
  • Sozio-technische Transitionen
  • Sozio-ökonomische Transformationen

Die Europäische Umweltagentur beschreibt diese Rahmenwerke plus zwei weitere Perspektiven, zusammengefasst für ein Schweizer Publikum in Bader et al. (2019).

Unter Change-Maker verstehen wir Akteur:innen, die Transformationsprozesse initiieren, antreiben oder fördernd begleiten.


Beispiele für Change-Maker sind innovative Gemeindebehörden und andere staatliche Institutionen, Vertretende der Zivilgesellschaft wie beispielsweise Sozialunternehmungen oder Quartiervereine, wirtschaftliche Pionier:innen oder andere transformativ wirkende wirtschaftliche Akteur:innen, etc.