Tierversuche, darf man das? Im Webportal geben Forscherinnen und Forscher der Gesellschaft für Versuchstierkunde Antworten aus ihrer Sicht auf häufig gestellte Fragen.

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Wie sieht die Haltung und die Belastung in Versuchen mit Affen aus?

Wie werden Affen gehalten?

Die Haltungsbedingungen in der Schweizer Tierschutzverordnung schreiben vor, dass Affen in Gruppen gehalten werden müssen. Dabei werden die Mindestmasse der Gehege und weitere Bestimmungen spezifisch für jede Spezies festgelegt. Makaken zum Beispiel müssen in einem Raum gehalten werden, der mindestens 45 m3 gross ist und so ausgestattet ist, dass der dreidimensionale Raum genutzt werden kann. Das erreicht man mit künstlichen Bäumen, Ästen, Sitzbrettern, Kletterhilfen, Seilen etc. Es muss täglich genügend Trinkwasser und Futter zur Verfügung stehen. Zum Teil werden diese als Belohnung für das Training verwendet, aber jedes Tier muss die Möglichkeit haben, im Laufe des Tages insgesamt genügend Wasser und Nahrung aufnehmen zu können.

Affen sind sehr intelligente Tiere und benötigen interessante Beschäftigung, die immer wieder wechseln muss. Aststückchen, die abgenagt werden können, Spielsachen, Kartonboxen und Papierrollen, die zerkleinert werden können, Röhren, in denen Nahrung versteckt wird, etc. sind dabei gerne verwendete Hilfsmittel. Im Fachbereich spricht man dabei von «Enrichment»; die Haltung wird mit Gegenständen reicher und interessanter gemacht. Affen scheinen ausserdem gerne einfache kognitive Aufgaben zu lösen, so wie sie gezielt in der neurologischen Forschung eingesetzt werden. Das allerwichtigste «Enrichment» ist das soziale Enrichment. Also Artgenossen, die zusammengehalten werden. Dabei machen gegenseitiges Zusammenhocken und die Fellpflege ein bedeutender Anteil aus. Wer schon einmal die Javaneraffen in einem Zoo besucht hat, kann gut beobachten, wie das aussieht. Beim Zusammenstellen einer Gruppe wird darauf geachtet, dass die Tiere bereits früh miteinander aufgewachsen und die Gruppenmitglieder miteinander kompatibel sind. Das trägt ebenfalls zur stabilen Gruppe und zur Verminderung des Stresses in der Haltung bei. Bilder zu einer Versuchsaffenhaltung in der Schweiz gibt es hier.

Was wird unternommen, um die Belastung für Affen zu reduzieren?

Nicht-menschliche Affen sind sensible Tiere, denen ein soziales Umfeld wichtig ist und welche nervös auf Änderungen in ihrem Umfeld reagieren können. Es ist daher wichtig, dass die Tiere in sozialen Gruppen leben und das Umfeld so weit wie möglich stabil ist. Bevor die Tiere für einen Versuch in Betracht kommen, trainieren die Forscher verschiedene Verhaltensweisen, zum Beispiel, dass die Tiere freiwillig am Versuch teilnehmen und bestimmte Aufgaben lösen, wie zum Beispiel ihre Aufmerksamkeit auf ein bestimmes Objekt zu richten und dieses zu ergreifen. Eine wichtige Methode hierfür ist die Arbeit mit Belohnungen, das sogenannte «Positive Reinforcement Training». Oftmals wird dies kombiniert mit einem Clickertraining – analog zu Hunden und Katzen, bei dem die Tiere lernen, dass eine Belohnung auf den Ton eines «Clickers» folgt, wenn sie eine Aufgabe richtig gemacht haben. Ein paar Videos, wie dieses Training aussieht, können hier eingesehen werden.

Ein gestresster Affe wird in einem Versuch nicht freiwillig arbeiten. Zwingen kann man das Tier nicht, und wenn man es tun würde, wären die Resultate nicht brauchbar. Deshalb ist es für alle Beteiligten enorm wichtig, dass die Tiere den Menschen und ihrer Umgebung vertrauen. Es ist daher sehr wichtig, dass jedes Tier seine Vertrauensperson hat. Das heisst, eine Person ist immer für dieselben Tiere verantwortlich, und die Tiere haben immer dieselben Personen, die mit ihnen arbeiten. Dies hilft, dass sich die Affen während der Versuche sicher fühlen und ihre Verhaltensaufgaben gelassen erfüllen können. Gerade bei neurologischen Versuchen besteht ein grosser Teil des Versuches aus Verhaltensaufgaben, in denen z.B. Pellets mit Bananengeschmack aus einem Brett mit Löchern geklaubt werden müssen. Dabei wird die Geschicklichkeit des Affen gemessen und zum Beispiel verglichen, wie gut er seine Feinmotorik nach einer Läsion der Nerven und nachfolgender Therapie wiedererlangt. Hier gibt es einige Videos dazu.

Zu den Massnahmen, die während der Haltung zur Verminderung von Stress beitragen, sind im folgenden Kapitel aufgeführt. Menschen, die in der Forschung mit Affen arbeiten, müssen besonders geschult werden. Medizinische Eingriffe müssen unter höchsten Standards wie bei Menschen durchgeführt werden. Die angewandten Methoden werden kontinuierlich im Sinn des 3R-Prinzips weiterentwickelt.