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Die Bedeutung des 2-Grad-Zieles für die Schweizer Landwirtschaft

68. Parlamentariertreffen der Gruppe Klimaänderung

Veranstaltungsort

Bern

Der Klimawandel ist Tatsache. Es stellt sich also nicht die Frage, ob, sondern wie stark sich das Klima erwärmen wird. Prof. Dr. Christof Appenzeller zeigt in seiner Präsentation, wie sich Temperatur und Niederschlag in den letzten Jahren verändert haben und dass die Zeit knapp wird, um die von der Pariser Klimakonferenz gesteckten Ziele zu erreichen. Prof. Dr. Jürg Fuhrer spannt den Bogen zur Landwirtschaft und erläutert die künftigen Herausforderungen, die Weltgemeinschaft ernähren zu können.

Ertrag bei Klimaerwärmung um 1.5°C oder 2°C (Graphik aus Präsentation von Prof. Dr. Jürg Fuhrer; Schleussner CF et al. 2016)

Prof. Dr. Christof Appenzeller, Professor an der ETH, präsentiert gleich zu Beginn eine eindrückliche Animation, welche die globale Klimaerwärmung über die Zeit aufzeigt. Das Jahr 2016 wird gerade noch etwas weniger als 1.5 Grad wärmer sein als der langjährige Durchschnitt. Das ist zwar nur ein Einzeljahr, das unter dem Einfluss von El Niño steht, aber trotzdem wird klar, dass es grosse Anstrengungen der Weltgemeinschaft braucht, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen – aber es ist grundsätzlich immer noch machbar.
Weiter führt Appenzeller aus, was man vom Klimawandel vor allem wahrnimmt: Es sind nicht die durchschnittlichen Temperaturen und Niederschlagsmengen, sondern es sind die Extremereignisse. So zeigen Modellierungen, dass die Temperaturen im Tessin im Jahr 2085 ganze zwei Monate lang nicht unter 20 Grad fallen werden. Während diesen sogenannten Tropennächten schlafen wir Menschen nicht gut, sagt Appenzeller beiläufig. Beim Niederschlag sind die Aussagen weniger eindeutig als bei den Temperaturen. Der Sommer wird in der Schweiz eher trockener. Wenn es aber mal regnet, dann tendenziell intensiver.

Prof. Dr. Jürg Fuhrer, Leiter der Forschungsgruppe Klima/Lufthygiene bei Agroscope, erinnert im zweiten Referat daran, dass heute schon gegen 1 Milliarde Menschen hungern. Um die globale Ernährungssicherheit wahren zu können, sind das 1.5-Grad- sowie das 2-Grad-Szenario anzupeilen. Für viele Anbaukulturen bedeuten höhere Temperaturen meist niedrigere Erträge. So wachsen Kartoffeln schlechter bei höheren Sommertemperaturen, ähnlich wie Mais und Weizen. Besonders sensitiv reagieren die Kulturen in den Tropen auf Temperaturerhöhungen. Diese Regionen sind notabene jene, in denen schon heute eine grosse Ertragslücke klafft. Fuhrer betont, dass sich eine globale Erwärmung von 2 Grad nicht überall auf der Welt gleichmässig ausprägen wird. So erwärmen sich Landmassen stärker als Meeresflächen. Weiter sagt Fuhrer, dass eine Erwärmung von 2 Grad nicht vor Verlusten schützt, aber weit grössere Schäden einer noch stärkeren Erwärmung verhindert und durch Anpassung, die Auswirkungen stark gedämpft werden können. Und schliesslich weist er darauf hin, dass es wichtig ist, sich rechtzeitig zu überlegen, was in Zukunft wie und wo angepflanzt werden soll.

Ertrag bei Klimaerwärmung um 1.5°C oder 2°C (Graphik aus Präsentation von Prof. Dr. Jürg Fuhrer; Schleussner CF et al. 2016)
Ertrag bei Klimaerwärmung um 1.5°C oder 2°C (Graphik aus Präsentation von Prof. Dr. Jürg Fuhrer; Schleussner CF et al. 2016)

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