Kapitel aus OcCC-Bericht: Lawinen
OcCC Bericht: Extremereignisse und Klimaänderung
Lawinenkatastrophen mit vielen Schadenlawinen verursachen grosse Schäden. In der Schweiz werden sie in der Regel durch rasch aufeinander folgende Nordwest- oder Südstaulagen ausgelöst, die heftige Niederschläge mit Neuschneehöhen von weit über 1 m bringen. Im 20. Jahrhundert hat die winterliche Schneedecke bei ausgewählten alpinen Stationen weder eindeutig zu- noch abgenommen. Auch die Schadenlawinenaktivität zeigt keine Veränderung.
Lawinen sind für das Gebirgsland Schweiz eine bedeutende Naturgefahr. Jeden Winter gibt es eine Vielzahl von Lawinen. Als Lawine wird der gesamte Bewegungsvorgang der Schneemassen vom Anrissgebiet über die Sturzbahn bis ins Ablagerungsgebiet bezeichnet. Jede Lawine kann aufgrund von rein äusserlichen, morphologischen Merkmalen im Anrissgebiet, in der Sturzbahn und im Ablagerungsgebiet klassifiziert werden. Lawinen unterscheiden sich zudem wesentlich in ihrer Grösse.
Lawinen mit relativ kleinen beteiligten Schneemassen, kurzen Bahnen und vorwiegend fliessender Bewegungsform treten jeden Winter auf und werden als Schneebrettlawinen bezeichnet. Sie treten über den ganzen Winter zeitlich und räumlich regelmässig verteilt auf. In der Schweiz fallen ihnen im langjährigen Mittel jedes Jahr 23 Personen zum Opfer.
Lawinen mit grossen beteiligten Schneemassen und langen – oft einige Kilometer – Sturzbahnen werden Katastrophenlawinen, Grosslawinen oder Tallawinen genannt. Neben Fliesslawinen kommt es dabei häufig auch zu Staublawinen oder zu einer Kombination von beiden. Unter Fliesslawinen versteht man dabei kompakt abstürzende Schneemassen, bei den Staublawinen kommt es zu einer Aufwirbelung und einem Mitreissen der Schneemassen durch die Luft.
Extreme Lawinen treten in einem bestimmten Gebiet relativ selten auf. Ihre Wiederkehrperiode beträgt 10 bis 30 Jahre, für extrem grosse Lawinen gar über 100 Jahre. Sie werden Schadenlawinen genannt, wenn sie Menschen, Siedlungen und Verkehrswege gefährden. In der Vergangenheit haben sie immer wieder zu grossen Opferzahlen und Sachschäden geführt, zum letzten Mal im Februar 1999. Damals forderten über 1200 Schadenlawinen insgesamt 17 Todesopfer und verursachten Sachschäden von über 600 Mio. SFr.1 Man spricht dann von eigentlichen Lawinenkatastrophen.
Quelle: OcCC (Hrsg.), 2003. Extremereignisse und Klimaänderung. Kapitel 2.9 Lawinen. Bern.